FLUCHTBEWEGUNGEN.
Thomas Bernhards Prosa.
Eine Rezension
 

1
nicht sprechen können. nicht über seine eigene, 'verbrecherische' vergangenheit sprechen können. sich jemandem anvertrauen. jemandem seine vergangenheit anvertrauen können. unter schlaflosigkeit leiden und einen revolver besitzen. in die äußerste isolation flüchten. Populär-masochistische Arzneibücher für Fälle ganz untergeordneten Schwachsinns... (Seite 13)

2
in die einsamkeit flüchten und sich nur mit seinem kopf (MÜTZE!) beschäftigen. selbstmordgedanken haben.

3
einen mord begehen. frauenkleider anziehen, jeden abend einen spaziergang machen (bis vor das THEATER); versuchen, sich jemandem anzuvertrauen (auch dies eine fluchtbewegung!).

4
ein vorhaben aufgeben und sich in den gedanken der nutzlosigkeit aller vorhaben flüchten.

5
einen menschen finden, den man schon immer gesucht hat. Heute hörte ich von einem Toten mit 'durchschossenem Kopf' sprechen. (Seite 71)

6
in die hauptstadt (den friedhof) flüchten und es zu einer katastrophe kommen lassen.
die unmöglichkeit, sich verständlich zu machen!

7
Ich fragte mich auf einmal, ob der Mensch nicht verloren sei. Er sagte, für ihn sei alles zu spät, es gäbe nichts mehr, das in Angriff zu nehmen sich für ihn noch auszahlte. (Seite 101) und: Ich habe von dem Menschen bis heute nichts mehr gesehen und nichts mehr gehört. (Seite 115)
 

8
alles FLUCHTBEWEGUNGEN!

(19. dezember 1972)