ALKIBIADES SINGT . . .







und redet . . .  und redet . . .  und redet  . . .
 
 
 

und zumeist nur von sich selbst
 
 
 

und so sucht er nach einem Ort  -  einem RAUM,
                                                      wo LEBEN (noch) möglich ist
 
 
 
 
 

                                                            schreibt auf
                                                            was gesagt
                                                            werden muß
 
 
 
 

nichts  m u ß  gesagt werden
 
 
 

                                                            das TOR
                                                            ist geöffnet
 
 
 
 
 
 

tritt ein!
 
 
 
 
 
 
 
 

stell die Ohren auf Empfang
bring den Mund zum Schweigen
brich ab das Geschwätz

                                                            füg zusammen die Träume
                                                            schau auf die Bilder

und schreib
jeden Tag
Deinen Satz

                                                            dann wieder:
                                                            füg zusammen
                                                            die Worte und Bilder
                                                            solang er noch schläft
                                                            der Leser / der Andere
 
 

mein Mund spricht durch eine Maske
ein Klang verändert den Atem zu einem Gesang
und Bilder/Worte steigen auf
die Sonne träumt dem Mond entgegen
Du sitzt auf deinem Stuhl
und wartest

                                                                                                                                                                        worauf?
 
 
 
 

die Aufgabe:
die Bilder    die Worte    die Dinge    die Menschen
zusammenzufügen zu einem Haus

                                                                                                                                                                        bewohnbar
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

im hintersten Winkel — spinnwebverhangen
gefesselt, den Blick auf die Wand
gerichtet seh´ ich das Spiel der Welt
ChampionsLeague der Bildzeitungs„Leser“
Strichmännchen und -frauen
meine unwillkommenen Nachbarn

so wird denn der Staat geleitet
im Wachen — Zustand der Erbärmlichkeit
eher im Koma gleitet das Schiffchen
in der Badewanne — Müller-Lüdenscheid
als Kapitän an Bord — Pappnasen
setzen sich die Krone aufs Haupt

was ich mir wünsche steht
auf vielen Blättern : dahinter verbirgt sich
nichts : nur das was ich sehe :
eine Leere gefüllt mit Worten = Fakten
Oberfläche reibt sich an Oberfläche
eine Leere gefüllt mit Worten = Fakten

worüber ich reden kann
( . . . )
es ist mir nicht vergönnt
die WortLücken zu schließen
( . . . )
darüber kann ich nicht reden

es gibt kein Tabu
meine Telefonrechnung
ist ebenso schön
wie Ihr Arsch (Verehrteste/Verehrtester)
ich nehme alles und nichts
(Un-)Menschliches ist mir fremd

es gibt eine Zeit
was war ist kommt und bleibt
vergeht und wird erwartet von neuem
»Ich bin, ich war und werde sein«
doch was es auch sein mag :
ich bin die Idee
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

WALKED so many roads
saw so many things
locked something in my heart
— but love . . . ?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

THEY’VE killed
so many poets . . .
Why
should I trust them?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

N i x   W e l t s c h m e r t z  !
A b e r :
den Rücken gebeugt
die Stirn gefurcht
(nicht anzusehen?!?)
Und dennoch:
das Rückgrad grad
und freies Denken
(stimmts wirklich?!?)
Versehen mit
einem großen Paket Hoffnung
und unerschütterlicher Sehnsucht
(trotz der überall vorherrschenden Tragik)
 
 

D e n n :
 
 

eines ist sicher:
w a s   b l e i b t
i s t   d a s   W o r t
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Schoten platzen

Träume purzeln heraus

—  leicht angefault (manche)

das große Tier

kann niemanden in Schrecken

versetzen (was sollte es nützen?)

herbstlich bunte Traumlandschaften

: ein letzter Versuch, das

Leben zu retten

Tiere  -  Pflanzen  -  Steine

: Randerscheinungen

in undenkbaren Geschichten

nichts zwischen den Zähnen

nichts auf dem Papier

—  die Zukunft steckt in der Nacht
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

das, was ich zu sagen habe
ist vorherbestimmt
zu scheitern
                                   in niegesehenen Bildern
                                   ungelesenen Schriftstücken
Ich kann die Zeichen
nicht entziffern
die eingeprägt sind den Körpern
der mich Umgebenden
(die Welt meiner potentiellen Sinneswahrnehmungen)
Nachrichten und Zeichen
drängen sich mir auf
bedrängen mich
Wie kann und soll sie geschehen:
die (komprimierte) Wiedergabe
dieser fragmentarischen Welt
dieser Müllhalde voller Einprägungen
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

der weiße Rabe hats gut
er kann sich erheben
aus dem Staub
sich entfernen
weit
dorthin
wo die Sicht noch klar
und unverstellt/unverbaut
keine Bretterwand vorgefertigter Interpretationen
versperrt ihm den Weg
nahezu mühelos
auf leichten Schwingen
(kann mans so sagen?)
überfliegt er
die Welt unserer Zeichen
 
 
 
 
 
 

ein Paradiso zu schreiben
mögen Narren tun

                                                         meine Sache
                                                         ist es nicht

angesichts dieses Ich&WeltZustandes
doch wohl eher Inferno
Chaos im Grunde
 

                                                        WortHülsen
                                                        ohne Frucht
 

- ein Bild der Freundlichkeit zu zeichnen
The enormous tragedy of the dream in the peasant's bent
shoulders (LXXIV)
- so viele Widersprüche ertragen
übersteigt meine Kraft
- es fehlen mir
die Erfahrung und die Worte
                                                 (a little light
                                                                       in great darkness [CXVI])
den Weg zu gehen
durch die Jahrzehnte
unbeirrt, kaum berührt
doch am Ende eingeholt vom Zweifel
der Gewißheit wird:                                                                                                                                    Scheitern
 
 

*  *  *



...a pale flare over marshes
                                           where the salt hay whispers to tide's change
Time, space,
                             neither life nor death is the answer.
And of man seeking good,
                           doing evil.
In meiner Heimat
                           where the dead walked
                                                           and the living were made of cardboard.
                                                                                                                                                                (From CXV)
 
 




*

ein Werk
geschaffen mit brüchigen Händen
ein Palimpsest . . .

*

Hüte dich vor Pathos
und hohlen Versen !

*



 

Neufassung Winter 1997/98