Bedingte Reflexe | Alkibiades |
Alkibiades singt |
- Reaktionen
auf das was ist
unverwechselbar
in mir
und keinen Ort finden kann in der Welt
und...
in der Sprache
und...
in der Schrift
.
.
.
Call Me Alcibiades
Keine Heimat - nirgendwo
Immer mittendrin - nie dabei
Wozu auch?
Kein Name (no name)
Nur ein Hinweis
auf die Weise wies gesagt werden muß
aufstrebend die Bewegung
quer durchs Bild
richtungslos
.
.
.
Freiheit
in SelbstHerrlichkeit
gerechtfertigt
durch (mein!) Denken & Handeln
ICH
als Maßstab
ausbeutend
ALLES: die Welt & die Menschen
.
.
.
Aber auch:
Scheitern (vorprogrammiert?)
ziellos
unmöglich
Worte zu finden
für Dinge jenseits
der Sprache:
die Bar ist geöffnet
.
.
.
ein Chamäleon hat keine Farbe
.
.
.
der Traum ist rot
(nicht von der Farbe des Blutes)
der Traum ist grün
(nicht von der Farbe der See)
der Traum ist schwarz
(nicht von der Farbe der Nacht)
danach... danach...
das gibt es nicht
nicht mehr
keine Erklärungen, kein Sagen
die Komparsen des Schicksals
haben wieder einmal
zugeschlagen
Auf die offene See hinaus
treibt
der Kopf
entleert
von jeglichem
überflüssigen Ballast
Rot / Grün / Schwarz
nur noch Worte
keine Farben mehr
(Bilder... - vielleicht)
.
.
.
mein Bild von IHR verblaßt
wird dunkel
wird schwarz
und ist d o c h da
fein eingeritzt in dieses Holz
harte Linien
ein blinder Fleck in der Erinnerung
wachgerufen
blankgeputzt
aber es ist nicht so
wie zu Beginn
.
.
.
EIN WORT ZUR LANDSCHAFT:
niemals einen Berg bestiegen
und in den Abgrund geschaut
.
.
.
Berge: langweilige Monumente
hingeklotzt von einer Kraft
mit der ich nichts zu schaffen habe
Dagegengesetzt:
die Weite der Landschaft
(oder auch: der Weite Horizont)
dort droben im Land
entgrenzter Blick - geschärft fürs Kleine
DAS FRAGMENT
hervorgehoben, nicht zugedeckt von Überflüssigem
das Licht bestimmt den Wert
der Dinge
Wind & Geruch
ergänzen
vereinigen sich
mit den Erscheinungen
Ich kann e m p f i n d e n
Ich bin Teil des Ganzen
.
.
.
Hirn spuckt Worte aus
Steinbruchlandschaft
entsteht
(keiner Regel gerecht
arbeiten die vielen Männer
mit kräftigen Muskeln
- ich erröte -
an der Vollendung des Werkes)
.
.
.
kulturell ambitionierte Arschlöcher
verhindern das
woraufs ankommt
Ich höre meine Lieblingstiere
mir widersprechen:
»Deine Energie (sagen sie)
verpufft zu schnell
in Nebensächlichkeiten!
Arbeite am Wesentlichen!«
...aber meine Zettel
träumen
leergeschrieben
Die Linien verblassen
Die Schrift
zeichnet sich nicht ab
Der Druck meiner Hand
verwischt
die Einprägung der Gedanken
.
.
.
aus dem Labyrinth der Mißliebigkeiten:
kein Entkommen aus eigener Kraft
Jedoch:
fremde Hilfe ist nicht möglich
Daher:
hinter der Maske
des wohlbekannten Fremden
das Eigene vorbringen
Ich trage keine Verantwortung
Ich bin nicht haftbar zu machen
Ich entziehe mich
.
.
.
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Von seiner körperlichen Schönheit brauche ich wohl nicht
mehr zu sagen, als daß ihr Reiz ihn auf jeder Altersstufe mit seiner
Blüte begleitete und als Knaben, Jüngling und Mann gleich liebenswert
und wohlgefällig machte. // An seiner Stimme soll sogar das Lispeln
nicht unangenehm berührt, sondern wie ein begleitender Reiz seinem
Plaudern Überzeugungskraft verliehen haben. // Als er das Knabenalter
hinter sich gelassen hatte, trat er einmal in die Schule eines Elementarlehrers
und verlangte ein Buch Homers, und als der Lehrer sagte, er habe keins
von Homer, versetzte er ihm eine Ohrfeige und ging weiter. // Viele große
Leidenschaften lagen in seiner Natur, die stärkste aber war der Ehrgeiz
und die Sucht, der erste zu sein. // Er hatte einen Hund von ungewöhnlicher
Größe und Schönheit, den er für siebzig Minen gekauft
hatte; dem schnitt der seinen besonders schönen Schwanz ab, und als
ihn seine Freunde deshalb tadelten und sagten, allen Leuten täte es
leid um den Hund und sie schimpften auf ihn, da lachte er und sagte: »Dann
geschieht ja gerade, was ich will. Ich will nämlich, daß die
Athener hierüber sprechen, damit sie nicht noch Schlimmeres über
mich reden.« // Neben solchen (...) Taten und Worten, einer so hohen
Gesinnung und überlegenen Klugheit, gewahrte man doch zugleich wieder
eine große Üppigkeit der Lebensführung, Ausschweifungen
bei Trinkgelagen und in Liebesaffären, weibisches Wesen mit über
den Markt nachschleppenden Purpurgewändern, hochmütige Verschwendung,
Ausschnitte im Verdeck der Kriegsschiffe, damit er weicher schlafen könnte,
wenn seine Matraze auf Gurten und nicht auf die Planken gelegt würde,
Anfertigung eines goldgeschmückten Schildes, der nicht ein Abzeichnen
im herkömmlichen Stil zeigte, sondern einen Eros mit Donnerkeil...
// Es war nämlich dies eine seiner vielen Gaben und Künste, die
Menschen zu gewinnen, daß er sich ihnen anzugleichen, ihren Neigungen
und Lebensformen anzupassen vermochte, indem er sich rascher wandelte als
ein CHAMÄLEON; nur daß dieses Tier eine einzige Farbe, die weiße,
nicht anzunehmen imstande ist, wohingegen es für Alkibiades gleicherweise
im Guten wie im Bösen nichts gab, was er nicht nachahmen und mitmachen
konnte.
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Meine Freundin geht neben mir
auch sie:
unerkannt
So bleiben wir geschützt
vor unseren Freunden & Feinden
.
.
.
(Lebensregel:)
Steck die Nadel
(der Poesie)
tief ins Fleisch
& redet
(und nicht nur von sich)
auf der Suche nach einem Ort - RAUM,
wo LEBEN (noch) möglich ist
aufschreiben
was gesagt
werden muß
nichts m u ß gesagt werden
die TÜR
ist geöffnet
tritt ein!
stell die Ohren auf Empfang
bring den Mund zum Schweigen
brich ab
das Geschwätz
füg zusammen die Träume
schau auf die Bilder
und schreib
jeden Tag
Deinen Satz
dann wieder:
füg zusammen
die Worte und Bilder
solang er noch schläft
der Leser / der Andere
Mein Mund spricht durch eine Maske
ein Klang verändert den Atem zu einem Gesang
und Bilder/Worte steigen auf
die Sonne träumt dem Mond entgegen
Du sitzt auf deinem Stuhl
und wartest
worauf?
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(m)/(d)/eine Aufgabe:
die Bilder die Worte die Dinge und Menschen
zusammenzufügen zu einem Haus
- bewohnbar
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eine Leere gefüllt mit
Worten = Fakten
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ICH ging durch manche Straßen
gesehen hab ich viel
bedacht einiges
in mein Herz geschlossen wenig
geliebt...?
SIE haben so viele Dichter
getötet
Warum
soll ich mich ihnen stellen?
N i x W e l t s c h m e r t z !
A b e r :
den Rücken gebeugt
die Stirn gefurcht
(nicht anzusehen?!?)
Und dennoch:
das Rückgrad grad
und freies Denken
(stimmts wirklich?!?)
Versehen mit
einem großen Paket Hoffnung
und unerschütterlicher Sehnsucht
(trotz der überall vorherrschenden Tragik)
D e n n :
eines ist sicher:
w a s b l e i b t
i s t d a s W o r t
Schoten platzen
Träume purzeln heraus
- leicht angefault (manche)
das große Tier
kann niemanden in Schrecken
versetzen (was sollte es nützen?)
herbstlich bunte Traumlandschaften
: ein letzter Versuch, das
Leben zu retten
Tiere - Pflanzen - Steine
: Randerscheinungen
in undenkbaren Geschichten
nichts zwischen den Zähnen
nichts auf dem Papier
- die Zukunft steckt in der Nacht
das, was ich zu sagen habe
ist vorherbestimmt
zu scheitern
in niegesehenen Bildern
ungelesenen Schriftstücken
Ich kann die Zeichen
nicht entziffern
die eingeprägt sind in den Körpern
der mich Umgebenden
(die Welt meiner potentiellen Sinneswahrnehmungen)
Nachrichten und Zeichen
drängen sich mir auf
bedrängen mich
Wie kann und soll sie geschehen:
die (komprimierte) Wiedergabe
dieser fragmentarischen Welt
dieser Müllhalde voller Einprägungen
der weiße Rabe hats gut
er kann sich erheben
aus dem Staub
sich entfernen
weit
dorthin
wo die Sicht noch klar
und unverstellt/unverbaut
keine Bretterwand vorgefertigter Interpretationen
versperrt ihm den Weg
nahezu mühelos
auf leichten Schwingen
(kann mans so sagen?)
überfliegt er
die Welt unserer Zeichen
ein Paradiso zu schreiben
mögen Narren tun
meine Sache
ist es nicht
angesichts dieses WeltZustandes
doch wohl eher Inferno
Chaos im Grunde
WortHülsen
ohne Frucht
- ein Bild der Freundlichkeit zu zeichnen
The enormous tragedy of the dream in the peasant's bent
shoulders (LXXIV)
- die Widersprüche ertragen
übersteigt meine Kraft
- es fehlen mir
die Erfahrung und die Worte
(a little light
in great darkness [CXVI])
einen Weg zu gehen
durch die Jahrzehnte
unbeirrt, kaum berührt
doch am Ende eingeholt vom Zweifel
der Gewißheit wird:
Scheitern
einen solchen Weg zu gehen
übersteigt mein Vermögen
...a pale flare over marshes
where the salt hay whispers to tide's change
Time, space,
neither life nor death is the answer.
And of man seeking good,
doing evil.
In meiner Heimat
where the dead walked
and the living were made of cardboard.
ein Werk
geschaffen mit brüchigen Händen
ein Palimpsest -
Hüte dich vor Pathos
und hohlen Versen!
ALKIBIADES : Zitat
aus: Plutarch: Große Griechen und Römer, Eingeleitet und
übersetzt von Konrat Ziegler, Band II, Zürich 1955, Seite 346-399.
Anm. zu BEDINGTE REFLEXE
Idee: 24.4.1988. - Ausführung:
August/September 1988. - Nicht nachgewiesene Zitate sind Zitate aus eigenen
Texten.
...dem `Kleinen Pauly' entnommen
am 19.7.1988...
Anm. zu ALKIBIADES SINGT
Geschrieben im Sommer und
Herbst 1989. --- Ende, Anfang, Neubeginn ... was auch im-mer ... viel-leicht
etwas zu grundsätzlich geraten ... was aber auch nicht viel heißen
mag .. Zi-tate/Anspielungen: div. Autoren: u.a. Oswald Wiener, Ezra Pound
(der besonders) ... Alkibiades singt ... und er hat noch einen weiten Weg
vor sich ... Fortsetzung folgt!