DER BRIEFWECHSEL

Es gab bereits früher Brückenschläge über den Ozean hinweg: Am bekanntesten dürfte die für die Romantik äußerst fruchtbare Beziehung zwischen Edgar Allen Poe und seinen europäischen Dichterkollegen sein. 1) Hingewiesen sei auch auf den Einfluß Ludwig Tiecks auf seinen amerikanischen Kollegen James Fenimore Cooper. 2) Ein grundlegender Unterschied zwischen allen früheren Verbindungen über den Ozean hinweg und heutigen Dialog-Versuchen besteht in dem Faktum, daß es früher, trotz aller Differenzen, doch einen, wenn auch begrenzten Gleichklang, einen gleichen Ausgangspunkt gab. 3) Zur Zeit Rainer M. Gerhardts waren die Unterschiede wesentlich komplizierter. Die Dichter lebten in verschiedenen Räumen, gingen von wesentlich unterschiedlichen Voraussetzungen aus, die nicht nur durch die Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit bestimmt waren. 4) Das gegenseitige Verstehen mußte erst noch erarbeitet werden.

Sicherlich ist Rainer Maria Gerhardt mit seinem Lebenswerk gescheitert. Trotzdem können wir sagen, daß zumindest eine seiner Bemühungen weitergewirkt hat. Es handelt sich dabei um den poetischen Briefwechsel, der am 12.12.1950 von Gerhardt begonnen und von Charles Olson in einem langen Gedicht aufgenommen wurde. Diese beiden Gedichte sind ein Gipfelpunkt der deutsch-amerikanischen Literaturbeziehung in der Nachkriegszeit. Nach dem Tode Gerhardts im Jahre 1954 setzte Charles Olson seinem Freund mit 'The Death of Europe' ein Denkmal.

5.1 Gerhardt: Brief an Creeley und Olson

Unter dem Datum des 12. Dezember 1950 schreibt Gerhardt sein langes Gedicht, von dem drei Fassungen vorliegen:
Fassung A: Eine fragmentarische Übersetzung des Anfangs ins Amerikanische durch Robert Creeley. 5)
Fassung B: Letter For Creeley And Olson. 6)
Fassung C: Brief an Creeley und Olson. 7) (s. Anhang)

Am 5. Februar 1951 schickt Robert Creeley »a bunch of stuff included (& what I take as best, no matter the compliment) BRIEF AN CREELEY UND OLSON! A long one/ & pretty damn good« Um Charles Olson eine Idee von Ger_hardts 'BRIEF' zu geben, hat er den Anfang des Gedichtes übersetzt.
Allen drei Fassungen gemeinsam ist das Vergil-Zitat zu Beginn. Da Fassung A nicht vollständig existiert, kann nur festgestellt werden, daß die meisten Textbestandteile (Bilder, Zitate, theoretische Erwägungen, etc.) in anderer Anordnung und Umgebung auch in den Fassungen B und C auftauchen. Die Ende des Jahres in Origin IV veröffentlichte Fassung besteht aus sechs Teilen, betitelt 'Montage 1 - 6';  sie ist mit 196 Zeilen um 44 länger als die wiederum anders montierte Fassung C. Ich beziehe mich bei der Darstellung des Textes auf die Version C, da nur von ihr die deutsche Originalversion vorliegt. Veröffentlicht wurde sie im Jahre 1952 in dem Band umkreisung. 9)

Der 'Brief' besteht aus drei Teilen:   I  montage,  II  montage,  III  brief.

Das Vergil-Zitat zu Beginn aller drei Fassungen lautet in der Übersetzung Theodor Haeckers:

Nymphen von Helikons Quell, meine Lust ihr, gönnet ein Lied mir, / So wie Codrus dem Freund, der nächst dem Apollo die schönsten / Strophen gedichtet. 10)
 
Ein Anruf der Musen mit der Bitte um Beistand. -  Es könnte sich um einen 'Dichterwettstreit' handeln: Der junge Deutsche in Konkurrenz zu seinen amerikanischen Kollegen, deren Gedichte er sichtlich hoch einschätzt. (Diese Einschätzung läßt Gerhardt allerdings in seiner Fassung des Zitates fort.) Es könnte hingegen auch Ezra Pound (mit-) gemeint sein; der Vers »oder die theorie der finanzen«) deutet darauf hin.
Die drei folgenden Verse lassen einen Optimismus bezüglich der Wirksamkeit von Poesie erkennen, der durch das sich anschließende Zitat noch verstärkt wird. Die Worte stammen von Saint-John Perse (EXIL - Pluies, Teil VII, Strophe 2) 12). Die Zitierweise ist eigenwillig: auch hier radikale Kleinschreibung, die Akzente werden fortgelassen, es finden sich geringfügige Verschreibungen. Die Starken versammeln sich an einem großen Tisch. Sie bewahren ihren klaren Blick und ihre Größe. In dieser Versammlung den jungen Dichter zu sehen, verwundert ein wenig. Der Anspruch ist groß, ob er eingelöst werden kann, sei vorerst noch dahingestellt.

Die nächsten Verse vereinen wieder, wie für Gerhardt typisch, verschiedene Kulturbereiche: »tamar und ereb standen im flusse«. Das Alte Testament kennt zwei Frauengestalten mit dem Namen Tamar: die Schwiegertochter Judas, die, nachdem ihr Schwager Onan jene berüchtigte Tat begangen hatte, von ihrem Schwiegervater geschwängert wurde; die Tochter Davids, die von ihrem Bruder A»non vergewaltigt wurde. In jedem Fall eine (im biblischen Verständnis und Zusammenhang) nicht unbedingt vorbildhafte Gestalt. Ihr zur Seite gestellt wird aus der griechischen Mythologie Erebus, der Sohn des Chaos, beziehungsweise der Gott des Totenreiches. Es folgen weitere Bilder aus verschiedenen Religio-nen und Kulturen (Baal; Enlil, der sumerische Gott der Winde und des Luftraumes; Tammuz, der babylonische Vegetationsgott etc.). Rätselhaft erscheinen in dieser Montage einige Wendungen, die nicht mit den kulturgeschichtlichen Fakten zu vereinbaren sind: So ist z.B. die Rede von 'den winden des tammuz', obwohl Enlil der Windgott ist; desweiteren wird Tamar ein männlicher Artikel zugeordnet, obwohl beide Tamar-Gestalten Beispiele für in bestimmtem Sinne typische Frauen sind. Die Gründe für diese Veränderungen können nicht dargelegt werden. Das Ziel des Textes ist in jedem Falle erkennbar: Es geht darum, anhand von Beispielen, Assoziationen und Anspielungen dem Leser das zu illus-trieren und klarzumachen, was die beiden folgenden Zeilen zusammenfassend konstatieren:

    ein      neu zeichen zu aufbruch
ein          alt zeichen zu untergang
14)

Der Dichter, der hier seine Rolle durchaus auch als Seher versteht, steht auf den Trümmern des 'untergegangenen Abendlandes'. Sein Blick wendet sich in die Zukunft. Aber er weiß, daß er auf Ruinen steht:

mit einem gros zerbrochener statuen
mit ein paar tausend zerfetzter bücher
15)

Für diejenigen, die diesen Zustand nicht sehen, nicht erkennen können oder wollen, zitiert Gerhardt zum zweitenmal Saint-John Perse und zwar aus dem gleichen Gedicht die dritte Strophe. Die beiden Adressaten des Gedichtes sollen durchaus den Satz »lavez l'ecaille sur l'oiel [sic!] du maitre« auf sich beziehen und die unterschiedlichen Voraussetzungen anerkennen, die die Dichtung Europas und Amerikas bestimmen. Die Hinzufügung »sur l'oeil des hommes qualifies par la prudence et la decence« kann als Verbeugung vor den Brief-Partnern verstanden werden.»
Die folgenden drei Verse fassen die für einen Menschen nahezu unmögliche Anstrengung in einem Bild zusammen:

      immer die felder geerntet
      immer der gleiche himmel über gebeugtem rücken von
                                              erd schwer
und in regen das haus der abgeschiedenen seelen
18)

Saint-John Perse wird noch einmal zitiert (Pluies), aber auch Ezra Pound mit dem Beginn der Pisan Cantos: »The enormous tragedy of the dream in the peasent's bent shoulders.« Charles Olson wird in seiner Antwort auf dieses Zitat eingehen. Damit ist im Abschluß des ersten Teils ein Bezug zum anderen Kontinent, zu Amerika geknüpft. Der 'Regen im Haus der abschiedenen Seelen' verweist noch einmal auf die Ruinen, auf den Tod des Abendlandes.

Dieser erste Teil beginnt wie MONTAGE 1 der Fassung B bis einschließlich Zeile 6. Es schließt sich MONTAGE 3 an, allerdings ohne das zweite Perse-Zitat und ohne den Hinweis auf Ezra Pound. Der zweite Teil von Fassung C beginnt mit ca. zwei Drittel des Textvolumens von MONTAGE 6 der Fassung B. Es folgt der erste Teil von MONTAGE 2 und sieben Zeilen aus MONTAGE 1.

Interessant ist, welche Zeilen aus MONTAGE 6 Gerhardt in der späteren Buchfassung des Gedichts fortgelassen hat.

but Creeley
           finds me           surely garrulous
and then Olson
                              too much
spoke about this paper
                              an inner
conference with all the
bits
                              good for montage
20)
 
Es scheint, daß, zumindest vor der Veröffentlichung von Fassung B, schon eine lebhafte Diskussion zwischen den drei beteiligten Gesprächspartnern über Gerhardts Text stattgefunden hat. Anders ist es nicht zu erklären, daß Creeleys Vorwurf der Geschwätzigkeit an dieser Stelle auftaucht. Der Briefwechsel Olson - Creeley unterstützt diese Vermutung. Das Gedicht bleibt also offen für neue Teile, die jederzeit 'einmontiert' werden können.

Betrachtet man das ganze Gedicht, so muß man Robert Creeley recht geben. Die nicht mehr überblickbare Fülle an Einzelteilen aus allen Ländern, allen Sprachen und Kulturen, die hier montiert werden, erschwert das Verständnis enorm. Wird der Leser dann noch durch falsch gelegte Fährten, also offensichtliche Fehler bei der Verwendung von kultur-geschichtlichen Fakten in die Irre geführt, dann kann man Gerhardt nicht mehr von diesem Vorwurf der Geschwätzigkeit freisprechen. Die Sicherheit und Souveränitität, mit der sein großes Vorbild Ezra Pound diese Spuren aus der Vergangenheit in den Text der Cantos eingebaut hat, fehlt dem jungen Deutschen noch.

Gerade in seinem Brief an Creeley und Olson, wo er ausdrücklich in die Schuhe von Ezra Pound zu steigen versucht, zeigt sich, daß ihm diese doch ein wenig zu weit sind. Und auch sein europäisches Bewußtsein scheint hie und da an ihm zu schlottern, als sei es zum Hineinwachsen bemessen. Sprachlich äußert sich das als Glossolalie, als ein Reden in Zungen, nur daß es halt nicht wie beim Pfingstwunder jeder, sondern kaum einer versteht. 21)

Teil II, ebenfalls Montage betitelt, bringt wieder eine Fülle an Funden und Zitaten, die eingebaut werden in eine Zustandsbeschreibung und -wertung.

einsamkeiten über allen kontinenten
                                                zuflucht
im einzig heimischen
                  genital                           zeit
      zu schüchtern für ihre bezeichnung
22)

Der Sprecher hat sein Ziel gefunden, zumindest ist er auf dem Weg dorthin. Die Tatsache, daß er 'genital' und 'zeit', zwar auseinandergerückt, in einer Zeile montiert hat, weist wohl darauf hin, daß hier niemand redet, der sich endgültig verabschiedet hat, um in einer (selbst-) konstruierten Vergangenheit unterzutauchen. Die beiden letzten Zeilen (»heim-zukehren / in den wirbel der zeit«) unterstützen diese Interpretation. Und wenn es einige Zeilen vorher heißt: »heimzukehren / im wirbel einer gedächtnisphrase / derweilen ein dante vergeht«, so ist auch hier, trotz aller Rückbezüge, Verweise  und Zitate eine Richtung nach vorwärts durchaus zu erkennen. Heimkehr meint also bei Gerhardt keinesfalls ein nur restauratives Sich-Einnisten in vorgefundene Traditions-Räume, sondern auch ein Einmischen in die Fragen der Zeit.

Mißverständnisse hat vor allem Gerhardts gegen Ende des zweiten Teiles eingefügte 'lauretanische litanei' 25) europäischer Städtenamen ausgelöst, vor allem bei Charles Olson, der seinen Schüler barsch zurechtweist:

I offer you no proper names
either from great cities
on the other side of civilization
which have only to be visited
to be got the hell out of, by bus
or motorcycle, simply because place
as a force is a lie.
26)
 
Was dem amerikanischen Freund entgangen war, ist die Tatsache, daß, um nur ein Beispiel zu nennen, auf die große europäische Kulturstadt Siena die mit den schrecklichsten Kriegsgreueln verbundenen Namen der Städte Verdun und Monte Cassino folgen. 27)
Auf weitere Einwände, die Charles Olson vor allem gegen diesen Mittelteil des Gedichtes vorbringt, wird im nächsten Kapitel (5.2) eingegangen werden.

Der dritte Teil trägt den Titel 'brief'. Der Text ist, abgesehen von den ersten elf Zeilen identisch mit MONTAGE 5 der Fassung B. Wie der Titel bereits signalisiert, spricht Gerhardt hier seine 'Briefpartner' direkt an. Er versucht, ihnen ein Bild seiner Lage und seiner Schwierigkeiten zu vermitteln:

                         im alten europa
übersetze pound
                         und williams
     versuche
diese vokabeln in einer methode
                              hier noch unbekannt
zu neuer hebung
          belastet mit
den pfaden des sees
                         der abgeschiedenen
          im mondenen gedächtnis
28)

Seine, des Vermittlers Schwierigkeiten liegen zum einen darin, daß sowohl die Worte als auch die Methode(n), die es zu vermitteln gilt, unbekannt sind. Das heißt, daß die für diese Texte in Frage kommende Leserschaft erst langsam heran'gebildet' werden muß. Hiermit zusammen hängt auch die zweite Schwierigkeit: Der europäische und im besonderen der deutsche Leser ist (noch) zu sehr dem Alten (»see der abgeschiedenen« verhaftet, einer nicht wirklich lebendigen Tradition. Diese 'Belastung' verbaut den Blick auf das Neue, das Gerhardt vermitteln will.»Die Selbstcharakteristik (»alter gaul / mit jungen jahren / ein altjunges pferd«) erscheint in diesem Zusammenhang sehr zutreffend. Die intensive und umfassende Beschäftigung mit der abendländisch-orientalischen Tradition gibt dem Schreiber das Gefühl des Alters. Auf der anderen Seite aber steht sowohl seine wirkliche Jugend wie au»h das Junge, das Neue, das an das Alte angefügt werden soll. Doch auch diese Anfügung bereitet Schwierigkeiten trotz all der Kenntnise, trotz all der schon vorhandenen Fähigkeiten:

                         zugeritten in
                         manchen sprachen in
dieser noch störrisch
                    pack es beim schwanz olson
30)
Diese Selbsteinschätzung »zugeritten in manchen sprachen« faßt die beiden Seiten der Persönlichkeit Gerhardts in einem Bild. Zum einen konstatiert sie selbstbewußt eine Fähigkeit, die weit über die Norm hinausgeht. Der Sprecher fühlt sich in manchen, nicht nur in einigen wenigen Sprachen zu Hause. Seine Kenntnisse sind mehr oder weniger umfassend. Allerdings wird gleichzeitig durch das Bild des 'zugerittenen Pferdes' der Zwang deutlich, das Nicht-Anders-Können. An diese Selbsteinschätzung schließt sich eine Bitte an, fast ein Hilferuf: »pack es beim schwanz olson« Auch bei dieser zweiten Aufgabe, der Vermittlung des Neuen, braucht er Hilfe, die aber auch Zwang ist. Der 'störrische' Schüler benötigt den 'Dressurakt' durch den Lehrer.»
Nach einer sehr pessimistischen Beschreibung des Zustandes 'im alten Europa' taucht ein Hoffnungsschimmer auf:

          der sprache heimkunft
                   im späten gedicht
und doch
die neue grube des bauwerks entbehrt
                    nicht der rätsel
31)

Dieses Prinzip Hoffnung, das Heimat sucht und zu finden glaubt »im späten gedicht« wird sofort in Frage gestellt durch das anschließende »und doch« Die Arbeit am Fundament für das neue Bauwerk hat noch nicht einmal begonnen, und schon tauchen Zweifel und Fragen auf.»Während Fassung B des Gedichtes die Form der Montage sehr stark betont, wirkt die Buchfassung C durch die neue Anordnung der Texte und Textteile persönlicher. Auch die Bezeichnung 'Brief' für den dritten Teil deutet in diese Richtung. Dennoch bleibt auch hier der von Gerhardt an anderer Stelle beschriebene 'Montagestil' maß- und formgebend. 32)

Für die drei Teile des 'briefs an creeley und olson' trifft diese Feststellung sicher zu. Den gewaltigen Fundus abendländischer Geschichte auf wenigen Zeiten zitierend vorzuführen, dürfte allerdings in einem Gedicht Schwierigkeiten bereiten, das durch ein bestimmtes metrisches Schema gestützt ist. Die Montage immerhin ermöglicht die Zusammenführung der disparatesten Teile. An den Schnittstellen können sich Einsichten und Erkenntnisse ergeben, die neu und überraschend sind. Um es an einem Beispiel zu zeigen: Das Verschwinden Dantes aus dem Gedächtnis der Literatur zu verknüpfen mit einer Litanei europäischer Kultur- und Kriegsschauplätze ist sicherlich nur möglich in der Montage. Ob die Intentionen des Schreibenden auf entsprechende Erfahrungen und Kenntnisse beim Leser zählen können, muß allerdings unsicher bleiben. Der Lehrer Gerhardts ist hier Ezra Pound.
Und obwohl Robert Creeley in einem ersten Urteil Gerhardts Gedicht »pretty damn good« nennt, gibt es doch Entscheidendes, das er bemängelt. Und das ist eben diese große Abhängigkeit des Schülers Gerhardt von seinem Lehrer Pound.»
What I don't like - that he leans real hard on Ez, for his string: 'and ... and ... and ...' [added below: "And I went up to Frieburg ... (!)" like Ez has it there.] Etc. But cool, even so, the switch, & shift, & the spread, & out tops: Tammuz, En-lil, all the lads. He works on a short line there, a 'phrase' string, somewhat too much so; again, the habit, some, from Ez. Damn well MUST be weaned. 34)

Wenn man später entstandene Gedichte Gerhardts liest, kann man feststellen, daß es Creeley und Olson geschafft haben, Gerhardt vom Prinzip dieser an Pound geschulten Reihung abzubringen.

Gerhardts formale Überlegung war der seines Freundes Olson verwandt: die Offenheit des Satzes, der Zeile forderten beide. Olson war ihm darin freilich weit voraus, und Gerhardt, bedrückt von der Last der geschundenen und noch immer betörenden Metaphorik Europas folgte ihm nicht. 1954 schied er freiwillig aus dem Leben. 35)
 

5.2 Olson: To Gerhardt, There, Among Europe's Things...

Olson, der stille und gewalttätige Lehrmeister, antwortet ihm.
Und er geht mit seinem 'Schüler' unbarmherzig zu Gericht, schont ihn nicht. Gemeinsam mit Gerhardts 'Brief' wird seine Antwort im Winter 1951/52 in Heft 4 der Zeitschrift Origin veröffentlicht. Die Bedeutung dieses langen Gedichts ist unumstritten, da es nicht nur eine Poetik des projektiven Verses enthält, sondern zum erstenmal die unterschiedlichen Voraussetzungen europäischer und amerikanischer Literatur klar und deutlich ausspricht. Auch für Charles Olson ist es eines seiner wichtigsten Gedichte (»my own!«)
Of course, still, for this citizen, it's THE REPLY TO GERHARDT which woofs. I don't know why, on this one, I am its only champion (even you say, HU is the "best" thing in # 4 !) HU [Human Universe] may be the text but the DEMONSTRANDUM is also right there! 38)
Ungeduldig erwartet er von Cid Corman das vierte Heft von Origin; er will seine beiden Texte, an denen er so intensiv gearbeitet hat, endlich auf Papier sehen. Corman soll ihm jeden Leserbrief, jede Reaktion auf Gedicht und Essay sofort mitteilen. 39)

Robert Creeley schickt am 5. 2. 1951 eine erste kursorische Übersetzung von Gerhardts Gedicht (Fassung A) an Charles Olson nach Lerma/Campeche in Mexiko, wo dieser gerade angekommen ist, um Maya-Hieroglyphen zu entziffern. Es scheint nicht nur das Interesse an einer untergegangenen Kultur gewesen zu sein, das Olson nach Mexiko trieb, denn er schreibt am 15. 1. 1951 an Gerhardt:

I feel finished with the frame of my people - that is, as an urgent necessity for me to come to conclusion about it (CALL ME ISHMAEL, sureley, was a document of that struggle. And so much of the verse - KINGFISHERS, e,g,). And I go off with an ease & a joy & a hunger which surprises and delights me! 40)

Am 31. März scheint Olson eine eigene Fassung des 'Briefes' erhalten zu haben, kann sie aber nicht lesen, da ihm ein Mißgeschick zugestoßen ist:

I must say, it's my own fault, for I fucked up, by losing my German dictionary, taken with me, specially, for Gerhardt; left on boat, I guess. And me helpless, without it. Couldn't translate his BRIEF to you and me. And so, no way of acknowledging. Helpless. 41)
Gerhardt macht sich Sorge, da er nicht weiß, daß Olson sein Wörterbuch verloren hat, und er fragt bei Robert Creeley nach:

He asks (ha) if you are angry with him, i.e., "Fand er beides so schlecht...", meaning, like they say, did you find both the things (the translation & his BRIEF) so bad? I had written him, anyhow, noting yr loss of the dictionary, & so, he now knows why he hasn't heard, etc. 42)
Am 28. Juni 1951 faßt er nach einer unruhigen Nacht (»For I was pawed by that Europe last night, and needed just that balm.«) den Entschluß, Gerhardt zu antworten:
It's Gerhardt. I had taken it, for some time, as you least know, that my failure to respond directly to him for his LETTER to us, and his translation of LOBGESANGE, was a gross omission. So, with a miserable German dictionary sent to me, I fell to even though I took it (still take it) that my ignorance of German would not allow me to come to any more than a superficial measure of his succes. 44)
Es folgen auf den nächsten Seiten des Briefes erste, später noch zu berücksichtigende Ansätze zu einer Antwort.

Nachdem Olson zu Beginn seine erste Reaktion (s.o.) auf Gerhardts 'Brief' notiert (»so pawed, / by this long last Bear-son // with no crockery broken, / but no smile in my mouth«), gibt auch er, wie bereits Gerhardt in seinem 'Brief', dem Leser eine Zeit- und Ortsangabe:
               June 28th, `51, on this horst
               on the Heat Equator, a mediterranean sea
               to the east, and north
               what saves America from desert, waters
               and thus rain-bearing winds,
               by subsidence, salt-waters
46)
Vergleicht man den Brief an Creeley mit der vorliegenden Fassung von To Gerhardt..., so fallen die wörtlichen Übereinstimmungen auf, ebenso wie die 'Gleichsetzung' Europa = Gerhardt. Und gleich darauf folgt sowohl im Brief wie im Gedicht die erste Abrechnung mit Gerhardts Lehrmeister Ezra Pound: »A zoo / is what he's come to, the old / Beginner, the old / Winner / Who took all, / for awhile«. Die Anspielung zu Beginn bezieht sich auf Pounds Aufenthalt in der Heilanstalt St. Elizabeth bei Washington. Die Warnung vor der Faszination, die noch immer von ihm auszugehen scheint, ist nicht zu überhören.»
Durch das ganze Gedicht ziehen sich alte Lieder aus Yukatan, der Landschaft, in der sich Olson 1951 aufhielt. Er stellt sie Gerhardts Zitaten und Anspielungen gegenüber. 48)
 

The Mayan culture to which Olson refers is the proper gate to the center of the primordial that Gerhardt seeks. Mexico, Olson urges, is as close to a return to Sumer and a truly human universe as one can expect. If Gerhardt can "forget" the barren nominalization he practices in Europe's ruins and effect a proper return to space through Mayan verbs he will then appreciate the "present" (pun intended) Olson feels he has given him. 49)
Die Lieder der 'Primitiven', die allerdings auch Gerhardt im ersten Heft der fragmente vorgestellt hat, sollen ein Gegengewicht bilden zur übergewichtigen europäischen Tradition.

Der auf diese Einleitung folgende erste Abschnitt des Gedichts formuliert gleich zu Beginn Olsons wichtigsten Rat an seinen Freund und 'Schüler':

The proposition, Gerhardt
is to get it straight, right
from the start.
50)

Es kommt nicht darauf an, möglichst gelehrt zu sein, viele Städtenamen aneinanderzureihen und einen Überblick über die abendländische Kulturgeschichte zu liefern. Es kommt darauf an, die Dinge ganz präzise und unumwunden beim Namen zu nennen, damit sie einfach nur da sind. Es geht nach Olsons Auffassung nicht an, mit den Namen der Vergangenheit so zu verfahren wie Gerhardt, der sie zitiert, um sich ihrer (Macht) zu bedienen:

Or from the other side of time, from a time on the other
                                        side of yourself
from which you have so lightly borrowed men, naming them
                                              as though,
like your litany of Europe's places, you could take up
their power: magic, my light-fingered faust,
is not so easily sympathetic. Nor are the ladies
worn so decoratively.
51)

Das Gedicht ist kein Produkt der Magie, sondern ein sehr bewußt konstruiertes Gebilde, das konkrete (und handfeste) Botschaften übermittelt. Und der Gegenstand des Gedichts ist nicht das, was Gerhardt angespornt hat zu schreiben: »You climbed up the tree after some foul berry / and fell down and died.« Man kann sich vorstellen, daß es den jungen deutschen Dichter hart getroffen haben muß, von seinem Freund solche Einwände zu hören.
Volker Bischoff hat in seinem Aufsatz über Rainer M. Gerhardt mit Recht auf den Einfluß Ernst Robert Curtius' auf diesen hingewiesen (vgl. auch 3.1.1). Er zitiert in diesem Zusammenhang Olsons Besprechung von European Literature and the Latin Middle Age und kommt zu folgendem Ergebnis: >Den von Curtius - wie auch von Gerhardt als seinem Adepten - vertretenen europazentrierten Historismus versteht Olson als Teil einer breit angelegten Propagandakampagne, mit der die Machtzentralen Europas wie Amerikas von den spezifischen Eigenheiten eines Kontinents, dessen Geschichte (...) durch "things", nicht "stories" bestimmt sei, abzulenken versuchten. 53)

Als Beleg für diese 'Verschwörertheorie' fügt Bischoff einen Absatz aus Olsons Rezension an, mit der dieser »nicht nur den Führungsanspruch der europäischen Kultur für Amerika [verneint], sondern (...) auch auf die Gefahren [verweist], die eine solche Auffassung für Europa bedeute, wobei er die Vergangenheit als warnendes Beispiel nicht unerwähnt läßt.« Da dieser Absatz eine gute Erklärung für Olsons Zorn auf Gerhardts Litaneien und Verweise liefert, sei er hier in extenso zitiert:
Europe is one genealogy, Curtius is at the pains the politicians are, to prove. Homer to Goethe. And Stefan George's is the vision:
   Speak of the Festival's nearness, of the Kingdom's -
   Of new wine in new skin: but speak is not
   Until through all your dull and toughened souls
   Shall run my fiery blood, my Roman breath
55)
It is, of course, baloney. All is more serious than such recrudescence. And it is culture (history, when it is Europeanised) which leads to such nonsense. And gives such decent folk as Gerhardt, Curtius, and how many more, expectations. When they should have the present. Instead of the great shitting from the sky they have had. And will have more of. And so they look for the Legitimate Child they are promised will come up out of the Rhine, falsely promised by George, and all leadership. 56)

Der zweite Abschnitt von Olsons Antwort liefert Einwände gegen Gerhardts 'Methode', die für ihn keine Methode ist: »Nor can I talk of method, in the face of your letter, / in verse or otherwise.« Der 'Brief' ist für ihn ein 'Tanz', der die Worte nur als Zeichen benutzt, nicht als Gegenstände, die für sich stehen. Die Poetik des Amerikaners (vgl. 6.1) ist direkter, in ihr steht das Ding als Objekt des Gedichtes für sich selbst, nicht für etwas »nderes wie bei Gerhardt. Dessen Rückbezüge auf die Tradition werden abgelehnt:

And with no back references, no
floating over Asia arrogating
how a raiding party moves in advantage of a nation
                                                 thereby
eventually
giving a language the international power
poets take advantage of. (...)
58)
Liest man 'raiding party' (Stoßtrupp) als Avantgarde, so wird die Richtung von Olsons Angriff klar: Es geht auch hier um den von vielen nur vordergründig und falsch verstandenen Avantgardismus Ezra Pounds (s.u.). Das Beherrschen einer bestimmten elitären (avantgardistischen) Sprache bedeutet Macht, und nur wer diese Sprache spricht, gehört dazu. Und Olson fühlt sich ausgeschlossen, ist neidisch:

but you will remember that even Caesar comes to this, certainly you
who has written of Hamlet's death, who is able to handle such large counters
as the classic poet handled bank-notes in our time, before prizes
were his lot, and I am envious, who can do neither
59)
Die nur wenigen wirklich verständliche Sprache des jungen Deutschen und des klassischen Dichters mit den Banknoten T. S. Eliot klingt verdächtig nach Falschheit und Lüge. In seinem bereits zitierten Brief vom 28. Juni an Robert Creeley wird Olson deutlicher und drastischer:

Yet: what I can't take ist, this European lump use of Tammuz, Enlil, Tamar, Nepos, Corydon, all that cataloguing of nouns spuriously in the beginning of the poem, or, in the end, that damn lazy run of places - litany - when i think of whitman, and such, as of, another continent! shit! plain - plural, of Asia, and Anabase, tambien - mierde - mierde a dieu, as it is 60)
Es spricht hier die Wut des Amerikaners, der seinem Kontinent eine neue poetische Sprache geben will, die sich ganz bewußt und zwangsläufig gegen europäische Überlieferungen und Traditionen zur Wehr setzen muß. In diesem Zusammenhang muß, neben Gerhardt und Eliot, auch der Name Ezra Pound fallen. Anderes als Melville und ähnlich wie Whitman steht Pound für jene Richtung innerhalb der amerikanischen Literatur, die sich, nicht nur nach Auffassung Charles Olsons, zu stark an der europäischen Kultur orientiert. Auch er gehört zu jener 'Elite', die sich absondert durch ihr hermetisches Reden und damit Macht ausübt. Auch er hat den Kontakt zu denen verloren, von denen er spricht:

(...) As they also,
with much less reason, from too much economics speak
of the dream
in a peasent's bent shoulders, as though it were true
they cared a damn
for his conversation
61)
Olson nimmt hier Gerhardts Pound-Zitat auf und wendet es gegen den 'Meister' und den 'Schüler': Sie (»they«) schert es einen Deut, wie krumm der Rücken des geschundenen Bauern ist. Diese Polemik erscheint noch verständlicher, wenn wir Pounds Canto LXXIV weiter zitieren und den Vergleich lesen, den die_ser anstellt:»
The enormous tragedy of the dream in the peasant's bent shoulders
Manes! Manes was tanned and stuffed,
Thus Ben and la Clara a Milano
               by the heels at Milano
That maggots shd/ eat the dead bullock
62)
Pounds Vorliebe für den Faschismus und seinen Führer Benito Mussolini (»the dead bullock« ist für Olson einer der Irrwege, auf die sein Freund geraten kann. Olson, der sich vehement für Pounds Entlassung aus der Heilanstalt eingesetzt hatte und von dem Pound sagte, daß er ihn gerettet habe), darf mit umso größerem Recht vor den Gefahren warnen, die eine zu enge Bindung Gerhardts an sein literarisches Vorbild haben könnte. Und er warnt auch vor Pounds Frau Dorothy:

               that woman - who is, with more resistance
               than you seem to have allowed, named -
               lends herself to him as concubine

what you forget is, you

are their son! You are not

Telemachus. (...) 64)
Gerhardt muß sich aus dieser falschen und unglücklichen Verbindung Pound - Odysseus65) - Telemach befreien, um zu sich selbst zu finden und seinen eigenen Weg als Dichter gehen zu können: »And that you come back / under your own / steam«.
Der Blick nach rückwärts verlohnt nicht die Mühe. Olson nimmt noch einmal Bezug auf Gerhardts Vers, der Standpunkt und Grund des Deutschen bezeichnet, indem dieser, Pound zitierend, von den Ruinen und den verlorengegangenen Büchern des Abendlandes spricht. Einmal mehr wird ihm der Boden unter den Füßen weggezogen; denn:

There are no broken stones, no statues, no images, phrases, composition
otherwise than
what Creeley and I also have,
and without reference to
what reigned in the house
and is now well dismissed
67)

Ein Vers in Gerhardts Gedicht verwundert Olson, verwirrt ihn: »pack es beim schwanz olson«. Trotz aller Wut über die auf zerbrochenen Steinen, Bildern und zerfledderten Büchern beruhende 'Selbstherrlichkeit' des jungen Deutschen versteht der Amerikaner doch den im Gedicht versteckten Hilferuf des Sprechers. Und damit Gerhardt wieder Boden unter den Füßen bekommt, damit er seinen eigenen Weg gehen kann, will ihm Olson ein Geschenk machen: »I am giving you a present.
It is a rod of mountain ash I give you, Rainer Maria Gerhardt,
instead of any other thing, in order that you may also be
left-handed, as he was, your Grandfather,
whom you have all forgotten, have even lost the song of, how
he was to be addressed:

                         "Great man,
                          in climbing up the tree,
                          broke his leg."
71)
Es ist der Bär aus den Liedern der Yukataner, der hier angeredet wird, und Gerhardt ist der 'jüngst angekommene Bärensohn', der sich auf seine wirkliche Herkunft besinnen soll, wobei ihm der Ebereschenstab helfen kann.72) Auf ihn kann er sich stützen. Es sind die konkreten Dinge des Lebens, die Olson hier seinem europäischen Partner entgegenhält. Es geht darum, das Leben so anzufassen, es so zu leben, wie es der Alltag will und nicht eine letztlich nicht zu fassende, durch Ruinen geprägte Tradition. Das Leben, die Natur ist der einzig wirkliche Lehrmeister: »and only the kids kill / frigate-birds, because they have to / to develop a throwing arm.
Und so steht denn nach den 'Abrechnungen' der Abschnitte 1 bis 3 zu Beginn von Abschnitt 4 die Aufforderung, den Atlantik zu überqueren und herzukommen.

Or come here
where we will welcome you
with nothing but what is, with
no useful allusions, with no birds
but those we stone, nothing to eat
but ourselves, no end and no beginning, I assure you, yet
not all the primitive, living as we do in a space we do not need to contrive

And with the predecessors who, though they are not our nouns, the verbs
are like!
74)

Die Vorgänger der Europäer sind tote Figuren, Substantive, während die Wortart Amerikas das Verb ist, das vorwärtstreibt, das Bewegung veranlaßt. Der 'Raum', in dem die amerikanischen Freunde leben, ist kein Raum, der mit den Toten der Geschichte angefüllt ist, er muß nicht gedacht werden, er ist ganz konkret da und angefüllt mit Vögeln, die es zu erlegen gilt, die für nichts anderes stehen.

Es gilt, die Frage des Standpunktes zu klären, des Blickfelds, der Perspektive. Da ist es wichtig, daß die Dimensionen nicht verschoben werden, daß ein Ding nicht plötzlich für ein anderes steht.

         "One ear
          hears heaven
          another ear
          hear earth."

In such simplicities I would have you address me,
another time
75)

Es ist das einfache Lied, das die Wahrheit spricht und nicht die Litanei großer europäischer Städte, deren Glanz und Bedeutung längst verloschen ist. Diesen Unterschied zwischen europäischem und amerikanischem Standpunkt hat Robert von Hallberg im Hinblick auf Olsons Gedicht in eine einfache, provokative Formel gefaßt: »Europe is as far from America as the dead are from the living.«
Klaus Reichert hat in seinem Nachwort zu der deutschen Ausgabe von Olsons Gedichten diese Kluft klar und deutlich beschrieben und die Konsequenzen, die Olson aus dieser Tatsache gezogen hat, aufgezeigt:

Es kann nicht mehr darum gehen, den ganzen Apparat verflossener Entitäten aufzurufen, die Theatermaschinerie einer gut geölten Tradition, die zum Popanz ihrer selbst wurde und nur noch literarisches Dasein fristet. Kultur ist kein Stückgut. Sie läßt sich auch nicht >studieren< (...). Das will keiner Erlebnislyrik das Wort reden, die auch nur wieder Referenz wäre. Viel mehr entscheidet sich Erfahrenes am Material selber, am Widerstand, den die Worte dem, der sie benutzt, in den Weg legen. 77)

Gegen Ende seiner Entgegnung erinnert Olson Gerhardt noch einmal an den Ebereschenstab; er soll ein 'Andenken' sein, das heißt, er soll seinen neuen Besitzer immer wieder daran erinnern, daß es das einfache, das natürliche Lied ist, das es zu singen gilt; auch wenn dieses Lied »made up / of particulars only«), so ist es doch nicht mit Klatsch ('gossip') zu verwechseln; es ist eine Form der mythologischen Wahrnehmung der Welt.»
Das Gedicht endet mit dem Beispiel eines solchen, einfachen Liedes:

"To his resting place in spring,

to his house in autumn,

I shall go

With autumn plant, arouse the mountain

With spring plant, arouse the mountain

In summer, walk in the background,
do not frighten the children,
do not sniff, neither here
nor there."
79)

In einem nicht abgeschickten langen Brief vom 15. 7. 1951 schreibt Charles Olson über seine Erfahrungen mit den Europäern am Black Mountain College. In diesem Zusammenhang entdeckt er, daß er seinen Kollegen dort genau das entgegenhalten muß, was er schon in seinem Gedicht für Gerhardt formuliert hat. Dort hat er Mythologie und Diskurs miteinander zu einer Antwort verbunden, hier versucht er Mythologie als Methode zu rechtfertigen, da sie, anders als der permanente Rückgriff auf eine 'tote' Tradition mit dem wirklichen Leben, mit der Realität verbunden ist. Da man in diesem Brief den theoretischen Hintergrund zu 'To Gerhardt ... sehen kann, sei er ausführlich zitiert:

(..) the clue is (...) what the Gerhardt poem is: that the mythologic, as method, is the only true one because, it distinguishes blood from sun, and reality from its own identical mythology, and sets sun as source and art as source, in the two areas, that is, of life and the other thing which is life for us, conjecture. At the same time it carefully does not subtract heart or blood from the business of what we are and what we are here for, because they are the overwhelming human appearance and experience, short of the necessary relation to beasts and danderlions. Nor does it, what aestheticism has done, in defense from the slaughter of sheep, what Kafka, ultimately does, and so many others, it does not divide art from reality because it declares the relation of the mythological as method to the mythological as the other of the double face of reality. 80)
Die Fähigkeit, die Natur und die uns umgebende Realität mit den Augen der Mythologie zu sehen, ist uns abhanden gekommen. Damit haben wir in den Augen des Schreibers auch den Bezug zur Kunst verloren. Als Olson 1965 in Berlin war, beschäftigte er sich intensiv mit althochdeutscher Sprache und Literatur, um auf diese Weise mit der Mythologie der Deutschen bekannt zu werden. 81)
Die Unfähigkeit der Europäer zu einer mythologischen Sicht der Wirklichkeit wie sie Olson in der Kultur der Mayas kennengelernt hat, ist die eine Seite der Medaille, die andere ist ihre Unkenntnis des Raumes (vgl. 4.3.1 und 2). Deshalb braten sie in der 'Hölle der Geschichte', wie es Robert Creeley in einem Brief an Charles Olson formuliert hat. Da es sich hier um eine zwar subjektive, aber dennoch nicht unkritische Würdigung von To Gerhardt ... handelt, die gleichzeitig versucht, die Kluft zwischen Amerikanern und Europäern zu erklären, sei auch sie ausführlicher zitiert:

R[ainer]/s hell is one of 'history'. In that sense, your poem, to him, is very straight. The problem sticks, though, how to extricate him, or any European. You can't offer them too easily, the switch of base terms, etc. No European has SPACE; they wouldn't know what you are talking about. (Thinking of one night, with Mitch & his wife [Denise Levertov] (she's English, etc.) and our excitement about SPACE, how very damn intense it was, even to talk that way about it, of how it is on us, American, etc. Whereas she did not even make the feel, any, of it - just unknown, that dimension.) You can say to them, Space, etc. It won't come in as anything but geometry. Out this window, - speckles of the fields, houses, etc. Walking back in the woods, here, - old ruins of houses, etc. Like that. The Alps were, in that sense, dull. The back of our place there in NH was a totally different reality. Altogether, and not, to point to it, any part of a look, etc. 82)
Das was Europäern groß vorkommt, die Alpen z.B., müssen einem Amerikaner zwangsläufig langweilig vorkommen angesichts des Raumes, der sie umgibt. Wäre es Gerhardt möglich gewesen, seinen geplanten Amerikabesuch83) zu verwirklichen, so wäre das gegenseitige Verstehen nicht so schwierig geworden.

Wenn hier noch auf die Form des Gedichtes eingegangen wird, so bedeutet dies keine Vorwegnahme von Ergebnissen, zu denen ich im 6. Kapitel zu gelangen hoffe. Aber da To Gerhardt ... von der Sekundärliteratur wie auch von Olson selbst als eines der wichtigsten Gedichte seiner 'frühen' Jahre angesehen und als Exempel des 'projektiven Poems' bezeichnet wird, soll hier kurz das Besondere dieses Verses erläutert werden.

In seinem berühmten Essay ordnet Olson diesem Vers neben dem Adjektiv 'projektiv' auch noch die Adjektive 'projektil', 'perkussiv' und 'prospektiv' zu. Auf das Gedicht bezogen, bedeutet dies: das Material des Gedichtes (Bild) wird vom Dichter (Bildwerfer) auf der (Buch-) Seite wiedergegeben. Diese vorwiegend vom Atem des Schreibers getragene Wiedergabe (perkussiv) ist nach vorne gerichtet (perkussiv / projektil) und nicht, wie z.T. bei Gerhardt, nach rückwärts gewandt.

'To Gerhardt' must be placed with 'The Kingfishers' and 'In Cold Hell' as among the fully rendered projective poems of his early years. It has breadth of thought and is rich in mythic allusion, but the speaker is not a discoverer as he is the other poems; he has become an angry disciple whose advice has become imperious. 84)
Betrachtet man die beiden ineinanderverwobenen Teile des Gedichtes, die Christensen hier nennt, so kann man sie auf der Seite recht gut unterscheiden. Der Mythos, die Lieder der Yukataner, ist abgesetzt vom übrigen Text. Es gibt einige wenige gelegentliche Überschneidungen.

Der Atem, der die Zeile bestimmt, erscheint überwiegend kräftig und weittragend. Der Schreiber muß hier seinem Schüler Einsichten vermitteln, die sich nicht kurz, hastig und im Vorbeigehen fixieren lassen. Wird die Rede aber, wie oben gesagt, gebieterisch und bestimmt, so wird auch die Zeile kurz und prägnant.

Wenn Gerhardt in seinem Gedicht von Methode spricht und Olson ihm scharf entgegnet, daß er angesichts dieses Textes lieber nicht von Methode reden wolle, so hat dies wiederum zu tun mit einem Mißverständnis, das diesmal die unterschiedliche Auffassung des Begriffs 'Inhalt' betrifft. In seinem Brief vom 15. 11. 1951 versucht Olson eine Klarstellung:

...(and you might take a care to spell out 'content', in the light - again - of G[erhardt]'s misunderstanding of it as 'material': that content is the things which the poem contains, and that things in a poem are ideas simply because things, there, are as things there, totally content in the ultimate sense, not, as matiere - matiere is sound, but Mont St Victoire is the content, eh? and the painting (the finished thing) is the form. 85)
Gerhardt zitiert in seinem Gedicht die Worte als Worte, sie sind nicht da als Dinge wie bei Olson.

Bei diesem ist der Blick nicht rückwärtsgewandt auf verlorene und vergessene Traditionen, sondern nach vorn. Er macht seinem Gesprächspartner ein Angebot:

He offers America to the young German poet, not as a subjekt but as a location in the world where others are also inventing. The company, not the continent, is what the speaker proffers to Gerhardt. 86)

Dieses Angebot einer zukünftigen Zusammenarbeit ist es, das weitgehend die Richtung des Gedichtes bestimmt. Aus diesem Grunde kann es als prospektiv bezeichnet werden. Zu dieser Zusammenarbeit ist es gekommen, sie wird im folgenden Kapitel beschrieben werden.
 

5.3 Weiterführung: Der Briefwechsel Olson - Creeley

Das 'poetische Ereignis' in Origin # 4 fand seine Fortsetzung. Wie auch bei anderen Freunden üblich (z.B. Cid Corman), wurde Rainer M. Gerhardt in den Briefwechsel zwischen Charles Olson und Robert Creeley miteinbezogen.

Schon in Gerhardts Korrespondenz mit Creeley und Olson war etwas Symptomatisches geschehen: auf der formalen Ebene der Sprache fanden zugleich Vereinheitlichung und Vermischung statt. Das Deutsch von Gerhardts Briefen erscheint in der Korrespondenz Creeley / Olson großenteils in Form eines Referats, großenteils aber auch in einer kursorischen Übersetzung von Creeley für Olson, und das nicht bloß ins Amerikanische, sondern zugleich auch in das persönliche Idiom, dessen sich die beiden untereinander bedienten und das als praktisch unübersetzbare Abart des Amerikanischen durch ihre Briefe geistert. Gerhardts Deutsch erscheint darin gleichsam wie aufgesogen. Jedenfalls wird auf diesem Wege Gerhardt rasch zum unsichtbaren Dritten in dem Dialog zwischen Creeley und Olson. 87)

Die Korrespondenz beginnt mit einem Brief Charles Olsons vom 21.4.1950 an Robert Creeley, und er beginnt sein Schreiben mit einer Begründung: »so Bill W[illiams] too sez, write creeley, he has ideas and wants to USE `em / so what do i do? / so i write«. Und es entwickelt sich einer der interessantesten und wichtigsten Briefwechsel der amerikanischen Literatur, dessen Veröffentlichung heute (1992) nach neun Bänden noch nicht abgeschlossen ist. Nach dem Tode des Nachlaßverwalters und Herausgebers »er Werke Olsons George F. Butterick hat Richard Blevins diese Aufgabe übernommen.

Anfang September 1950 taucht Rainer M. Gerhardt zum erstenmal im Briefwechsel der beiden Amerikaner auf. Robert Creeley schreibt an Charles Olson:

Enclosed 1 letter from man in Germany, might be an out. Wrote him, giving yr address & the Doctor's [William Carlos Williams, FJK], etc. Suggested he ask for poetry/ also for the piece coming in P:NY/ and a possible section made up from letters. Let's see what he does. Can't figure from his letter how much space he wants to give it. 89)
Bei dem von Gerhardt angeforderten Text handelt es sich um den Essay über den projektiven Vers, der in der New Yorker Zeitschrift Poetry erschienen war. In seinem Brief vom 3. 11. 1950 zitiert Creeley aus diesem Brief Gerhardts. Was Creeley am meisten überrascht zu haben scheint, ist die Tatsache, daß es Ezra Pound war, der Gerhardt Creeleys Adresse gab: »The cool part: was Ez put him on to me, & will enjoy very much, yr being printed as the result.«
Der junge deutsche Verleger beschreibt seine Lage als abgeschnitten von allem, was in der Welt der modernen Literatur vor sich geht. So sei es ihm nur möglich, dem deutschen Lesepublikum Fragmente von dem zu vermitteln, was wichtig sei.

Creeley ist sofort bereit, die Arbeit Gerhardts mit eigenen Texten und denen Olsons zu unterstützen. Er entwirft auch gleich ein Programm und fordert seinen Briefpartner auf, sich nach jemandem umzusehen, der genug Deutsch kann, um Texte übersetzen zu können. Eine Probe seiner eigenen 'Übersetzungskünste' liefert er gleich mit, indem er drei Zeilen aus Olsons Gedicht ABCs (2) ins Deutsche überträgt. Um zu demonstrieren, was dabei herauskommt, wenn Enthusiasmus erforderliche Kenntnisse mißachtet, sei dieser Versuch kurz demonstriert:
Zuerst das Original:

             And the boat
how he swerves it to avoid the yelping rocks
where the tidal river rushes

Dann die 'Übersetzung':

             Und das Boot
wie es abweichet, zu vermeiden die klässene Stein
wo schiesst der Ebbe & Flut unterworfene Fluss...

Dann Creeleys Kommentar: »Shit, Get an expert, eh.« Und er zieht seinen Experten zu Hilfe: ein Deutsch-Wörterbuch aus dem Jahre 1890.»
Anfang November 1950 bedankt sich Gerhardt bei Robert Creeley für die Überlassung von Texten und die Bereitschaft, die amerikanische Repräsentanz der fragmente zu übernehmen. Gleichzeitig stellt er eine kleine Sammlung von Texten junger deutscher Autoren in Aussicht, die Anfang Februar 1951 in den USA eintrifft. Diese kleine Anthologie enthält auch Gerhardts Brief an Creeley und Olson 92), der bei den beiden Amerikanern einen starken Eindruck hinterläßt. Charles Olson beginnt fünf Monate später mit seiner Antwort To Gerhardt, There ...; gleichzeitig übernimmt er die Leitung des Black Mountain College. Die Arbeit an dem langen Gedicht steht im Mittelpunkt: »Go have coffee with Jalowitz (she is now translating Gerhardt for me, so that, we can, together, make a shining text.« Oder: »I take it, the GERHARDT, does well, if you can get through this forest, i shall be rewarded.« Die Übertragung von Gerhardts Text ins Amerikanische geht nur mühsam voran.»
Es ist nicht viel, was die beiden Amerikaner und der junge Deutsche gemeinsam verwirklichen können. Es sind die beiden Hefte der fragmente, der poetische Briefwechsel und ein kleines Werk, das Gerhardt für Olson und Creeley produziert:

FERRINI & OTHERS, Gloucester, Massachusetts: [Vincent Ferrini, early 1953] . [Printed by Julius Engelberg in Karlsruhe, Germany, on comission of Rainer M. Gerhardt. 300 copies, not for sale.] 13 leaves. Yellow wrappers with title printed in black on cover. It contains fourteen poems, all anonymous, by Charles Olson, Robert Creeley, Cid Corman and Vincent Ferrini. 96)

Groß dagegen ist die Zahl der geplanten und teilweise vorbereiteten, dann aber doch nicht verwirklichten Projekte.

Da sind zuerst einmal Gerhardts Anstrengungen, Olsons Melville-Studie Call Me Ishmael dem deutschen Publikum näher zu bringen. Der Limes Verlag schien interessiert gewesen zu sein, ebenso der Claasen Verlag 97). Neben Gerhardts Bemühungen, für dieses Werk einen deutschen Verlag zu finden, wird eine französische Ausgabe im Pariser Verlag Gallimard vorbereitet. 98) Außerdem versucht man, für Olsons Essay Human Universe eine Publikationsmöglichkeit in Europa zu finden. Beide Versuche scheitern, da daß deutsche Lesepublikum zwar an Moby Dick interessiert ist, nicht aber an einer Studie über dessen Autor. 99)

Viel Arbeitszeit und -kraft beansprucht die Vorbereitung einer amerikanischen Ausgabe von fragmente, denn man ist mit Cid Corman, dem Herausgeben vor Origin nicht sehr zufrieden und hofft, mit einer eigenen Zeitschrift unabhängiger zu sein, die eigenen Texte angemessener präsentieren zu können. Nach Creeleys Vorstellung:

... an AMERICAN parallel of FRAGMENTE, i.e., to continue that title, contents of course altogether different, but to keep format (tho different covers, etc.) generally the same. In short, what wd/ be great: to build up this press here, FRAGMENTE, to secure a series of mag/ in German, in English, eventually in French, etc., and, with them, editions, seperate, of relevant material on the hand-press. Sd press cannot be used too easily for mag/ issue, i.e., size of type, etc., hard to handle, but an issue of FRAGMENTE, at 1000 copies, does print for $ 250. The works. So we can damn well figure it, it is NOT an impossible cost, etc. In any case, I am excited. 100)
Da Gerhardt mit der Finanzierung der deutschen Ausgabe von fragmente so sehr beschäftigt ist, daß eine Konkretisierung des Plans nicht sehr rasch voranschreitet, kommt es erst im Sommer 1951 zu weiteren Überlegungen. Die Verwirklichung der Idee erhofft man von dem geplanten Besuch Gerhardts bei Creeley in Südfrankreich:

The main thing is that Gerhardt's back on. A letter in yesterday, & all goes pretty cool. He's been pretty well smothered, I take it, with work, & had not been able to get out. He now plans to make the tour in September, & I'll see him then. In the meantime, have to get on with the Am/ issue biz [Added: He gives me free hand.] So: here's what I'd like to figure, roughly, & tell me what you think. 101)

Der Titel scheint auch schon festzustehen. In einem Brief an Arno Schmidt spricht Gerhardt von seinem 'amerikanischen geschwisterunternehmen': re/SOURCE 102). Das Projekt kommt voran: Creeley bittet Olson, sich um einen Maler zu kümmern, der das Titelblatt dieser Ausgabe gestalten soll 103). Er selbst schreibt an einem Essay über die neue amerikanische Literatur. Gerhardt arbeitet an Notizen zu Olsons Gedichten.

Charles Olson ist begeistert von der Idee und schickt auch gleich ein Gedicht:

It's damned good news ((I figure between you - you & G - you have any of my stuff you might want to hook on - smaller things, as you say ((the smallest is, that gig, IMAGI:

                    THESE DAYS

                    whatever you have to say, leave
                    the roots on, let em
                    dangle

                    And the dirt

                               just to make clear
                               where they come from
104)

Das Gedicht erschien in der Übersetzung Gerhardts im zweiten Heft der fragmente. Gleichzeitig vermittelt Gerhardt Texte seiner Freunde an die schweizer Zeitschrift Essence: Monatsschrift für originalgraphik und dichtung, die in Zürich 1950 und 1951 erschien. Ein angestrebte Verbindung zu der renommierten französischen Literaturzeitschrift Cahier du Sud kommt nicht zustande.

Trotz der vielfältigen Bemühungen scheitert das Projekt der amerikanischen Ausgabe. Die Gründe sind vielfältig. So kommt z.B. der in diesem Zusammenhang geplante Kauf einer eigenen Druckerpresse nicht zustande. Die wichtigste Ursache ist aber auch hier wieder die fehlende finanzielle Basis.

Mitte Februar faßt man den Plan zu einer Flugblattserie. Gerhardt will die technische Seite der Arbeit übernehmen: Typographie, Druck, etc. 105). Creeley ist einverstanden, er traut Gerhardt mehr zu als Cid Corman, dem amerikanischen Herausgeber und Verleger ihrer Texte: »I do trust G/ in a way I can't Cid; I don't ever see he sees anything. Anything at all.«) Aber auch dieses Vorhaben zerschlägt sich, die Serie kann nicht erscheinen.»
Ebenfalls nicht verwirklicht wurde eine in Südfrankreich geplante Anthologie amerikanischer Dichtung 107) in der Art von Pounds 'active anthology'. Beginnend mit Walt Whitman sollten auf 160 Seiten die vielfältigen Verflechtungen in der Landschaft der amerikanischen Poesie durch eine besondere Anordnung der Gedichte und eine besondere Typographie deutlich gemacht werden. Gerhardt war als Übersetzer und Verleger vorgesehen, Geld für das Projekt sollte vom Marshall-Plan kommen. Charles Olson begrüßt den Plan und will sich für ihn einsetzen.

Es sind die enormen Anstrengungen Gerhardts, die für die Amerikaner wichtig sind, sein Gespür für das Verwandte. Creeley konstatiert ihm: »Has the ear & the way of it (...)When does he sleep.«) In einem einen Tag später geschriebenen Brief drückt er seine Freude darüber aus, daß man in dem jungen deutschen Dichter einen Partner gefunden hat.»
Drei Monate nach seiner Kontaktaufnahme ist Gerhardt bereits der immer anwesende Dritte im Bunde. Wie selbstverständlich fragen sich Creeley und Olson, wenn es darum geht, einem ihrer Texte eine Öffentlichkeit zu schaffen, ob dies nicht eine Sache für Gerhardt sei (»as possible thing for G/«)). Und sie freuen sich, als William Carlos Williams Gerhardt Teile seines großen Poems Paterson zur Verfügung stellt: der kleine poetische Zirkel, zu dem noch Cid Corman, der Herausgeber des Literaturmagazins Origin stößt, vergrößert sich, erhält ein fe»teres Fundament. Die beiden Amerikaner sind durchgehend bemüht, weitere amerikanische Dichter, von deren Werk sie überzeugt sind, dazu zu bringen, ihrem deutschen Partner 'Material' zur Verfügung zu stellen. 111)

Im Mai 1951 geht Robert Creeley mit seiner Familie zuerst nach Fontrousse und später nach Lambesc in der Nähe von Aix-en-Provence. Ein Jahr später übersiedelt er nach Mallorca und lebt dort bis 1955. Die größere räumliche Nähe zu Freiburg verspricht eine Intensivierung der Beziehung zu Gerhardt.

In Olsons Briefen aus dieser Zeit spricht ein gewisser Neid auf die Situation, in der Creeley leben kann: gemeinsam mit Freunden etwas verwirklichen, das wichtig ist:

And all love to you all, the four of you - and best to Bud, who seems close, through you. And Bryant and G[erhardt]. You are now having it, lad! Wish I were there. 112)

Gerhardts für Mitte November 1951 angekündigter Besuch in Aix-en-Provence verschiebt sich, es gibt auch kein anderes Lebenszeichen von ihm. »I haven't heard anything from G/ for too damn long; I always get so damn nervours«, schreibt Creeley an Olson. Erst Anfang Januar kommt ein Brief:
I had a letter from Rainer, a whole batch, and they were very damn fine. The trouble has been that they were broke; he notes getting back to Freiburg late Xmas eve, after having hitchhiked to Frankfurt to try to raise some [word added in ink:] money. Anyhow, they are both, Renate & him, so great: I feel, as usual, very small that I ever do get nervous, etc. He says he's written to you, and adds, "Betrachte mich in vielen als sein schüler und feiere ihn als den bedeutendsten poeten der nachpound-williamschen generation. Wäre  froh, wenn er mich als schüler akzeptieren wurde. Das klingt seltsam, aber es ist so..." 114)

In den oft schwierigen Momenten der Beziehung wird deutlich, daß es sowohl Creeley wie auch Olson nicht nur darauf ankommt, in Europa eine Publikationsmöglichkeit zu finden, sondern Freunde, die sich mit dem auseinandersetzen, was sie schreiben, es kommentieren und so eine unverzichtbare Hilfe sind: »what they both say helps so damn much, and so much just now when I am so goddamn spread, etc.« Creeley schreibt zu dieser Zeit sein Gedicht For Rainer Gerhardt, von dem Charles Olson sagt, daß es einen Höhe- und Wendepunkte in Creeleys lyrischer Produktion darstelle.
Die angesprochenen Schwierigkeiten der Freundschaft versucht Robert Creeley zu analysieren. Die Differenzen beruhen auf der unterschiedlichen Herkunft: Amerika ist anders als Europa. Diese Binsenwahrheit, die Charles Olson in seiner Entgegnung auf Gerhardts 'Brief' so eindringlich seinem deutschen Freund ins Gedächtnis geschrieben hat, ist Ursache vielfältiger Probleme und Mißverständnisse:

Listening to him, there was often this confusion - where does the experience become personal, where does it define itself as 'one man'? Likewise, it involves responsibility, - what a man can deal with as his own, where to act on it, and how.
Being with him, I felt the 'European' as I had never got it before, the time in it, the literal progression of detail. He had said that I wrote something like a European, i.e., that I related my material in their way; and I was interested, because I don't believe that I do, or don't from what very little knowledge I have of that work he refers to. But then, later, just before he left, he said, we work on two different grounds. I thougt that was more true.
117)
Diese, die Arbeit betreffenden verschiedenartigen Ausgangspunkte und Hintergründe vermögen die Freundschaft nicht zu beeinträchtigen.  Das Interesse an persönlichen und familiären Dingen wächst. So kann Creeley drei Monate nach Beginn des Briefwechsels an Olson schreiben:

Confess to me (!) that he's 24, which, how abt that, my age, & as well, he too, had been expecting their 2nd kid (since December 16th!) - very damn uncanny. 118)
Desweiteren enthält der sechsseitige Brief »a good deal more on ars poetica« aber auch Schwierigkeiten: »my fucking german is nichts.« Es werden Photos ausgetauscht, auf denen der Deutsche als Motorradfahrer zu sehen sein muß, denn er taucht in den folgenden Briefen immer mal wieder als der 'motorcycle rider' auf.»
Zeitweilig gibt es Störungen und Verzögerungen im Briefwechsel:

I have written to G/, but no answers on any of the letters sent him since we got here. I suspect he's off on the motorcycle. Damn well hope he makes it here, tho beyond some note to that purpose, i.e., his own hope, I haven't heard. 120)
Die Hoffnung, die Creeley hier ausspricht, bezieht sich auf die bereits erwähnten Pläne Gerhardts, nach Südfrankreich zu übersiedeln. Was in dieser engen Zusammenarbeit hätte verwirklicht werden können, wenn dieses Projekt Wirklichkeit geworden wäre, läßt sich nur vermuten. Robert Creeley gründet später auf Mallorca einen eigenen Verlag, 'The Divers Press'.

Einen kleinen Einblick in die Lebensumstände der Gerhardts vermittelt Creeleys Brief vom 5. 10. 1951, in dem er aus einem Brief Renate Gerhardts zitiert:

"I am sitting here in a bureau, tiping french texts and have just a little rest for a private letter. Life has so much changed for us all during these last days since I am sitting here all day, children and Rainer lonely at home. But that goddamn money. And must be happy to have this job and to have some money regularly to pay the rent and all one needs for that little bit of life. Two days before my job began we fetched little Ezra from grandpa in Buehlertal where we left him because first number for fragmente didn't leave us time enough to have him with us. He is well and a very well-humoured baby, but not quite correctly feeded during his absence; so I have little bit sorrow about him. But beeing the happiest men of the world to be now together - quand meme all in one room. Rainer is busy to be ready for his visit chez nous and very happy to start soon..." 121)
Creeley freut sich auf diesen Besuch; er möchte Rainer dann selbst mit dem Auto zurückbringen, um auch Renate und die Kinder kennenzulernen (»They sound like very damn fine people.«). Es fallen zwar oft heftige Worte sowohl von Olson als auch von Creeley, wenn Gerhardt die hohen Erwartungen, die er selbst hervorruft, nicht einlöst, aber man kann ihm nicht böse sein: »I damn him very often, not hearing, but do feel so damn silly whenever the letters come in.«
Am 23. 2. schreibt Creeley an Olson, daß er Gerhardt in Freiburg besuchen wolle. Zwei Wochen später schreibt er von dort:

Rainer G/ very very decent, likewise Renate, and do not see why something can't move. Fragmente 2 now in press & should be around April 1st or shortly thereafter. Plans for the little press (saw pictures of it & description of platen, etc., can handle a hell of a lot) depend on how soon they can all get into France. (...) Titus G[erhardt] - yanking at this machine, wich I don't manage with much confidence anyhow S- they have the damn y where the z should be, etc. 124)
Gerhardt begleitet Creeley nach Südfrankreich, und das Pläneschmieden nimmt keine Ende. Die Familie soll möglichst bald nachkommen. Es scheint für die Gerhardts unmöglich, in Deutschland das verwirklichen zu können, was sie sich vorstellen. Renate Gerhardt schreibt ihrem Mann nach Aix, daß das französische Konsulat mit einer Einwanderung einverstanden sei und die Formalitäten in sechs Wochen erledigt sein könnten, was Robert Creeley verwundert: »which is damn short, believe me, for the european formality.« Aber auch dieser Plan scheitert wie so viele andere, und Gerhardt muß die Unmöglichkeit der Verwirklichung seiner Vorstellungen in Deutschland teuer bezahlen.»
In seinem Brief vom 27. 3. 1952 gibt Robert Creeley seinem Freund in Amerika eine Vorstellung vom Leben im Nachkriegsdeutschland, insbesondere ein Bild von den Schwierigkeiten, mit denen ein junger, gleichaltriger Dichter und Verleger zu kämpfen hat. 126) Für ihn ist es keine Frage, daß Gerhardt in Deutschland scheitern muß und er versucht, dies seinem Freund klar zu machen. Es gibt Mißverständnisse, Probleme, und manchmal scheint es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zu kommen: »Some nights it came almost ugly, and we were very close to fighting, though it would have been even a love in that.« In seinem Gedicht For Rainer Gerhardt beschreibt Creeley auf sehr eindrucksvolle Weise die schwierigen Bedingungen dieser Freundschaft. In seinem Brief heißt es: »No one ever said it was easy, etc. The damn cheap words that sometimes fall in.«
Der veröffentlichte Briefwechsel endet mit einem Brief Charles Olsons vom 26. 4. 1952. - Da weitere Bände und damit weitere Informationen über Rainer M. Gerhardts Arbeit und Freundschaft mit Robert Creeley und Charles Olson zu erwarten sind, bleibt eine Fortsetzung dieses Kapitels nicht ausgeschlossen.
 

5.4 Olson: The Death of Europe
 

Impossible, rightly to define these
conditions of
friendship, the wandering & inexhaustible wish to
be of use, somehow
to be helpful
129)

Einen Monat nach Gerhardts Tod schreibt Charles Olson sein funeral poem for Rainer M. Gerhardt130). Der Ton hat sich fundamental geändert. Nicht mehr der Zorn über die Anmaßung des jungen Europäers beherrscht den Text, sondern die Trauer um den Verlust eines Freundes, der, obwohl es Schwierigkeiten gab, nicht von seinem Ziel abließ, eine Brücke zu schlagen vom alten zum neuen Kontinent.

Ein anderer Brückenschlag greift Olsons Nachruf auf. 1961 gab Walter Höllerer zusammen mit Gregory Corso die Anthologie Junge Amerikanische Lyrik heraus. Sie wurde eröffnet mit The Death of Europe. Die Herausgeber wollten damit aufmerksam machen auf ihren Vorgänger, von dem Höllerer im Nachwort schreibt:

Bald schon nach 45 gab es Kontakte der jungen deutschen Literatur mit den jungen Amerikanern. So brachte Rainer M. Gerhardt, der zu früh Verstorbene, in seiner Zeitschrift »fragmente ... Blackmountain-Review« widmet ihm Gedichte; William Carlos Williams, der Freund der San Francisco Gruppe, unterstützte die Bestrebungen der jungen deutschen Lyrik; Charles Olson, der Inspirator der Blackmountain-Dichter, widmete Rainer M. Gerhardt den Nachruf mit dem Titel »The Death of Europe«
Und sie wollten aufmerksam machen auf den ersten gelungenen Versuch eines poetischen Gesprächs über den Atlantik hinweg. Bei einer von Walter Höllerer im Winter 1966/67 initiierten Veranstaltungsreihe mit dem Titel Ein Gedicht und sein Autor trug Charles Olson sein Gedicht To Gerhardt... vor. 132) Beide Bemühungen führten leider nicht dazu, die Vermittlungsarbeit Gerhardts in Deutschland bekannter zu machen.

Olson eröffnet seinen Nachruf mit einer Anekdote, die noch einmal die unterschiedlichen Standpunkte betont. Weil er anders nicht kann, hört er aus der Reaktion eines anderen, statt 'Dionysos' 'Dinosaurier' heraus. Seine Erklärung dieses Mißverständnisses erscheint, bedenkt man die Herkunft, den geistigen Raum der beiden Freunde, sehr verständlich: »it has to do with how far back are / Americans / as well as, / Germans«
Trotz des Bewußtseins von all den Verständnisschwierigkeiten war Gerhardt für ihn »the first of Europe / I could have words with«). Und er findet eine Entsprechung:»
as Hölderlin on Patmos you
trying to hold bay leaves
on a cinder block!
135)

Für Gerhardt waren die Blätter des Lorbeer blutrot und kündeten schon 1949 von einem tragischen Ende 136), über das der Freund fünf Jahre später Vermutungen anstellt:

Were your eyes
brown, Rainer?
Rainer,
who is in the ground,
what did you look like?
Did you die of your head bursting,
like a land-mine?
Did you walk
on your unplanted self?
137)
Der 'geplatzte Schädel' und das 'ungepflanzte Selbst' dürften durchaus die Todesursachen gewesen sein. Der 'geplatzte Schädel', übervoll von Ideen, Plänen, Aufgaben und Verpflichtungen, konnte das nicht ertragen, was Gerhardt ihm zumutete. Es war zu viel für einen Menschen, auch wenn er Freunde wie Olson hatte. Das 'ungepflanzte Selbst' als Todesursache weist auf die Kritik in Olsons Antwort auf Gerhardts 'Brief' hin (vgl. 5.2). Die Tradition des (untergegangenen) Abendlandes konnte nicht der Boden sein, in den ein junger Dichter im Nachkriegsdeutschland sich einpflanzen konnte. Dieser Boden war nur ein »cinder block
Hinzu kommt, so Olson, die Blindheit, mit der auch die Freunde geschlagen waren, so daß sie nicht erkennen konnten, worauf es ankommt:

(...) by creation we are
moles. We are let out
sightless, and thus miss
what we are given, what woman
is, what your two sons
looking out of a picture at me,
sitting on some small hillside -

they have brown eyes, surely. 138)

Blind wie die Maulwürfe gehen wir durchs Leben und erkennen nicht die Schwierigkeiten, unter denen der andere zu leiden hat, und erkennen auch nicht das, was zählt: die braunen Augen der Söhne. Nicht die Literatur, die Freundschaft ist es, die hier zählt. Sein Hauptwerk The Maximus Poems beendet Charles Olson mit der Zeile: »my wife   my car   my color   and myself«, mit den 'Dingen' also, die von existentieller Bedeutung sind.»
»Rainer, the thyrsus / is down« - Der Thyrsus, Kennzeichen des orgiastischen Dionysos-Kultes, ist eine wesentliche Metapher in Gerhardts Werk. In seinem langen Gedicht der 'tod des hamlet' (vgl. 3.3.1) symbolisieren er und das Bild des gekreuzigten Christus eine Durchdringung von antikem Mythos und christlicher Religion. Verständlich also, daß Olson hier und in der Anekdote zu Beginn seines Gedichts Dionysos nennt, wenn er an seinen Freund denkt. Er knüpft in den folgenden Zeilen auch eine Verbindung zwischen dem Thyrsusstab und einem Geschenk (einem Ebereschenstab), das er in 'To Gerhardt, There, Among Europe's Things...' seinem europäischen Gesprächspartner machte und das ihm helfen sollten, die Gefahren zu meistern, die nach Olsons Auffassung in der zu engen Bindung an die abendländischen Traditionen lagen.

I can no longer
put anything
into your hands

It does no good
for me to wish
to arm you
141)
Was vor drei Jahren noch Zurechtweisung war, wird jetzt als fürsorgendes Geschenk gedeutet, das zu spät gekommen zu sein scheint. Der Ebereschenstab hat keine Funktion mehr, und auch das Ruder, Bild für den Versuch, eine Richtung zu suchen und einen Ort zu finden, das ebenfalls schon in To Gerhardt... erwähnt wurde, ist als Geschenk untauglich geworden. Der Trauernde kann nur nach rückwärts schauen, die Dinge haben nur noch einen Sinn als Gegenstände der Erinnerung, als Andenken:

I can only carry laurel,
and some red flowers,
mere memorials, not cut
with my own knife an oar
for you, last poet
of a civilization
142)

»Last poet of a civilisation« Einen 28jährigen Dichter, für den der Tod der einzige Ausweg war, mit diesem Titel zu ehren, bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als daß mit ihm eine ganze Welt verlorengegangen ist. Gerhardts Tod wird von Olson mit diesen Worten und dem Titel des Gedichts als der Tod Europas, der Tod des Abendlandes gedeutet. Aus den Gegensätzen des ersten Gedichts (To Gerhardt...) sind Gemeinsamkeiten geworden. Der Tod hat einen hoffnungsvollen Beginn zerstört.

Sehr eindrucksvoll reflektiert Olson im vierten Abschnitt seines 'funeral poems' zwei Möglichkeiten, die ein Überleben im doppelten Sinn hätten ermöglichen können. Da sind zum einen die von den Vorfahren übermittelten 'falschen' Geschichten, sprich Traditionen, die von beiden, dem Amerikaner und dem Deutschen, unkritisch aufgenommen werden mußten, da ihnen das Instrumentarium ('die Zähne') fehlte, diese Traditionen als falsche Wege zu erkennen und zu vermeiden. Olson kleidet diese Erkenntnis in ein Bild, das er bereits in To Gerhardt... aus den Liedern der Yukataner zitiert hat:

What breaks my heart
is that your grandfather
did not do better, that our grandmothers
(I think we agreed)
did not tell us
the proper tales

so that we are as raw
as our inventions, have not the teeth
to bite off Grandfather's
paws
143)
Was Gerhardt hätte helfen können, wären nach Auffassung seines Freundes gesunde Zähne gewesen, die in den sprichwörtlichen Silberdollar hätten beißen können, um ihn auf seine Echtheit zu prüfen. Herkunft, Zeit und Raum im Sinne von Tradition machten dies unmöglich.

Aus dieser Erkenntnis hätte eine andere 'Rettungsmöglichkeit' erwachsen können: das Exil. Es ist bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen worden, daß Gerhardt erwog, Deutschland zu verlassen, um nach Südfrankreich zu gehen. Im März 1952 hatte er Robert Creeley besucht, der dort mit seiner Familie lebte. Dieser Plan zerschlug sich. Aber schon bereits früher, gegen Ende 1950, scheint er vorgehabt zu haben, nach Amerika auszuwandern. Um seine Bedenken zu zerstreuen, schreibt ihm Charles Olson in einem Brief vom 15. 1. 1951:

At the same time, I don't think you should be to worried about any of us, so far as war is concerned: I take it both Creeley and I are not army men. And Bill [William Carlos William, FJK] is settin there, solid, in Rutherford. And these are the workers who ought, among them, to bring about this much desired thing: you're coming!

        But it will take time. For it means raising up institutions!
              (Oh, yes: a motorrad, is, here, where space is so huge, of no use whatsoever! (Bus, my lad, BUS or PLANE, is, the way, der weg ueber die steppen!
144)

Aber auch diese Möglichkeit, den Verhältnissen im Nachkriegsdeutschland und der übermächtigen Tradition zu entfliehen zerschlug sich. Und so kann Olson, sich dieses Auswanderungsversuches erinnernd, in seinem poetischen Nachruf schreiben:

(O, Rainer,
you should have ridden your bike
across the Atlantic instead of your mind,
that bothered itself to much
with how we were hanging on
the horse's tail, fared, fared
we who had Sam Huston, not
Ulysses
145)

Der Wunsch bezeichnet das Unmögliche: Es war Gerhardt nicht möglich gewesen, von den Bedingungen abzusehen, in denen er gefangen war. Ein Ausbruch aus dem Teufelskreis von Niederlagen, die er erleiden mußte, gelang nicht. Die Zeitumstände und das Gebundensein an die eigenen Wurzeln und Ziele ließen nur eine 'geistige Reise' über den Atlantik zu. Gerhardt war nicht Odysseus, höchstens Telemach. Dem amerikanischen Freund bleiben nur die Trauer und die Wut über die Verhältnisse und die Menschen, die den Tod seines Partners (mit-)verschuldeten:

I can only cry: Those
who gave you not enough
caused you settle for
too little
           The ground
is now the sky
146)

Faßt man die Aussagen und Impulse, die von den beiden Gedichten Olsons ausgehen, zusammen, so kann die These gewagt werden, daß von diesen poetischen Reaktionen, mögen sie noch so subjektiv gefärbt sein, eine der stärksten Wirkungen ausgehen, die Rainer Maria Gerhardt gehabt hat. Zumindest wird klar, daß seine Wirkung nicht nur in seiner Vermittlungsarbeit liegt, sondern auch in den Reaktionen seiner Freunde, auf die er Einfluß genommen hat, und die in seinem Tod einen unersetzbaren Verlust sehen, ein Ende, das das Ende einer ganzen Welt bedeutet.

O my collapsed brother,
the body
does bring us
down
     The images
have to be
contradicted
             The metamorphoses
are to be
undone

The stick
and the ear

are to be no more than
they are: the cedar
and the lebanon
of this impossible
life.
147)

Zum Schluß dieses Kapitels möchte ich die letzten Verses des Nachrufs zitieren, die für mich zu den schönsten gehören, die eine Freundschaft hervorgebracht hat. Sie zitieren noch einmal ein Bild aus Gerhardts Brief an Creeley und Olson, das auch den Titel zu dieser Arbeit lieferte. Es ist das Bild des jungen Perdes (»zugeritten in manchen sprachen«), das wünscht, von seinem Lehrmeister gezäumt und auf den richtigen Weg gebracht zu werden. Und der Lehrmeister nimmt den Ebereschenstab, den er seinem Freund in seiner Antwort auf diesen Brief geschenkt hatte, wieder zurück.

What you have left us
is what you did
It is enough
It is what we
praise
I take back
the stick.
I open my hand
to throw dirt
into your grave
I praise you
who watched the riding
on the horse's back
It was your glory to know
that we must mount
O that the Earth
had to be given you
this way!

O Rainer, rest
in the false
peace

Let us who live
try
149)
 
 

Anmerkungen
1) Hierbei ist nicht nur an die Zusammenarbeit mit Baudelaire gedacht, sondern auch an die mit deutschen Romantikern wie z.B. Fouqué.
2) Arno Schmidt schildert den Versuch Coopers, sein großes Vorbild bei einem Deutschlandbesuch kennenzulernen in seinem Tieck-Essay; in: Bargfelder Ausgabe, II/2, Zürich 1990, Seite 287 f.
3) Das mag vor allem in der Tatsache begründet liegen, daß die amerikanischen Autoren bis hin zu Walt Whitman (z.T. auch er noch) sehr stark von europäischer Tradition geprägt sind. Für Charles Olson beginnt die amerikanische Literatur mit Herman Melville. Vgl. Call Me Ismael, München 1979, Seite 17.
4) Vgl. Kapitel 4.
5) Charles Olson / Robert Creeley, Complete Correspondence, Vol. 4, Santa Barbara. Cal. 1982, Seite 125-126 (Brief Creeley vom 5.2.1951)
6) In: Origin, Vol. IV (Winter 1951/52), Seite 187-193 (Übersetzung: W. Heider und J.Jalowetz).
7) Rainer M. Gerhardt: umkreisung, Karlsruhe  1952, Seite 25-30.
8) Olson/Creeley, a.a.O., Seite 125.
9) Weitere Veröffentlichungen des 'Briefes':
 - Falk 9, Odisheim 1984, o.P. (C),
 - Work 3, Detroit 1966, Seite 6-11 (B),
 - Address, Vol. I, No. 2, o.O., o.P. (C),
 - Charles Olson: Gedichte, Frankfurt/M 1965, Seite 97-98 (C, Teil II).
10) Vergil: Hirtengedichte, Frankfurt/M 1958, Seite 33.
11) Gerhardt, a.a.O., Seite 25.
12) Saint-John Perse: Oeuvres complètes, Paris 1972, Seite 150.
13) Gerhardt, Ebda.
14) A.a.O., Seite 26.
15) Ebda. - Die beiden Zeilen entstammen E. P. Ode pour l'élection de son sépulchre, einem von Gerhardt übersetzten Gedicht Ezra Pounds (»For two gross of broken statues, / For a few thousand battered books.«, in: Ezra Pound: Personae - Masken, Zürich 1959, Seite 298.»
16) Saint-John Perse, a.a.O.
17) Ebda.
18) Gerhardt, a.a.O.
19) Ezra Pound: The Cantos, London 1986, Seite 425.
20) Gerhard, Letter, a.a.O., Seite 193.
21) Helmut Salzinger: Der Fall Gerhardt oder Geschichte einer Wirkung, in: Stefan Hyner & Helmut Salzinger (Hrsg.): Leben wir eben ein wenig weiter. Über das Nachleben des Dichters Rainer Maria Gerhardt, Odisheim 1988, Teil I, Seite 43.
22) Gerhardt, Brief, a.a.O., Seite 27.
23) A.a.O., Seite 28.
24) Ebda. - Einige Zeilen vorher finden wir bereits einen Hinweis auf Dante in der Zeile »das thema francesca im ersten akt« a.a.O., Seite 27. - Francesca da Rimini und ihr Liebhaber Paolo Malatesta erscheinen im fünften Gesang des Inferno.»
25) Eine Aufzählung von Städten, die für jeden Europäer sowohl mit Hochachtung vor den kulturellen Leistungen, die diese Namen assoziieren, als auch mit Verachtung für die mit ihnen verbundenen Kriegsuntaten verbunden sind, lauretanische Litanei zu nennen, erscheint nicht nur gewagt, für manche vielleicht sogar blasphemisch, sondern ist Ausdruck einer Haltung, die nicht nur die positiven Seiten der eigenen Herkunft kennt, sondern auch deren Schattenseiten. Es geht Gerhardt in seinem Gedicht nicht um eine Glorifizierung der abendländischen Kultur, sondern um eine Bilanz.
26) Charles Olson: To Gerhardt, There, Among Europe's Things of Wich He Has Written Us in His "Brief an Creeley und Olson", in: The Collected Poems of Charles Olson, Berkeley - Los Angeles - London 1987, Seite 213-214.
27) Helmut Salzinger schreibt dazu: »Und was Olson, dort drüben in Amerika, anscheinend entgangen war: zumindest die Hälfte der Städte aus Gerhardts Litanei bezeichneten Schlachten und Zerstörung. Angesichts dessen, was anfangs der vierziger Jahre in Europa geschehen war, konnte es einem deutschen Europäer nicht ganz leicht fallen, umstandslos in die Lobpreisungen des Primitiven einzustimmen.« A.a.O., Seite 44.»
28) Gerhardt, a.a.O., Seite 29.
29) A.a.O., Seite 29-30.
30) A.a.O., Seite 30.
31) Ebda.
32) Vgl. Rainer M. Gerhardt: rundschau der fragmente, Beilage zu Heft 1 der fragmente. internationale revue für moderne dichtung, Freiburg 1951, Seite 5.
33) Olson/Creeley, a.a.O., Seite 125.
34) Ebda.
35) Peter Härtling: Rainer Maria Gerhardt: »Umkreisung« in: Vergessene Bücher, Karls_ruhe 1983, Seite 241.»
36) Härtling, Gerhardt, a.a.O., Seite 240.
37) Charles Olson & Cid Corman: Complete Correspondence, Vol. I, Orono. Maine 1987, Seite 227.
38) A.a.O., Seite 241.
39) Vgl. A.a.O., Seite 238. - Am 23.7.1965 gibt Olson anläßlich einer Lesung in der Universität von Californien in Berkeley folgende etwas ungewöhnliche Erklärung für seine Vorliebe ab: »[It] is the only poem I believe in because it really has such a weak backbone that there's nerve in it, only, like that principle of the condition of a frog, the elementary - Not the synapse. The synapse is easy; it's the neural condition that's difficult.Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.
40) Charles Olson an Rainer M. Gerhardt, in: Hyner / Salzinger, Leben..., a.a.O., Seite 73.
41) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 5, Santa Barbara. Cal. 1983, Seite 116.
42) A.a.O., Seite 141. - Im gleichen Brief erwähnt Creeley einen Text Gerhardts, dessen Verbleib unbekannt ist. Es scheint sich um einen Essay über neue deutsche Dichtung gehandelt zu haben: »He had enclosed a long prose thing, a 'letter', which I take it, goes to Cid [Corman] for possible use as a head for any selection of new german poets, etc. It's ok - some slide in it, i.e., once they, he, get, gets, on the 'abstract', it's hard to pull them back, but there are some very damn fine sections, to same, & so hope Cid can handle it.
43) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 6, Santa Barbara. Cal. 1985, Seite 90.
44) Ebda.
45) Olson, Gerhardt, a.a.O., Seite 212.
46) Ebda. - Mit »on this horstwell, with no smile in my mouth, and no boroken [sic] crockery (for which, read, statuen) / O« A.a.O., Seite 96. - 'Statuen' be_zieht sich auf Gerhardts Vers »mit einem gros zerbrochener statuen
47) A.a.O., Seite 212-213.
48) Vgl. die Erläuterungen von Klaus Reichert im Anhang zu seiner deutschen Übersetzung der Gedichte Charles Olsons, a.a.O., Seite 99.
49) Thomas F. Merrill: The Poetry of Charles Olson, Newark 1982, Seite 114.
50) Olson, Gerhardt, a.a.O., Seite 213.
51) A.a.O., Seite 214.
52) Ebda.
53) Volker Bischoff: Rainer Maria Gerhardt und die amerikanische Lyrik, in: Claus Uhlig / Volker Bischoff (Hrsg.): Die amerikanische Literatur in der Weltliteratur, Berlin 1982, Seite 428.
54) Ebda.
55) Die Verse Stefan Georges lauten:
    Sprecht von des Festes von des Reiches nähe -
    Sprecht erst vom neuen wein im neuen schlauch:
    Wenn ganz durch eure seelen dumpf und zähe
    Mein feurig blut sich regt, mein römischer hauch!
 Zitiert nach: Ernst Robert Curtius: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 101984, Seite 20. - Curtius schreibt zu diesen Versen: »Ich führe diese Zeugnisse an, weil sie eine Bindung des einst zum Imperium gehörigen Deutschland an Rom bekunden, die nicht sentimentale Reflexion, sondern Teilhabe an der Substanz ist. In solchem Bewußtsein ist Geschichte gegenwärtig geworden. Hier gewahren wir Europa.« Ebda.»
56) Charles Olson: Ernst Robert Curtius, in: Human Universe and other Essays, New York 1967, Seite 156.
57) Olson, Gerhardt, a.a.O., Seite 215.
58) Ebda.
59) A.a.O., Seite 216.
60) Olson/Creeley, a.a.O., Seite 92. - Ein Schreibfehler ist 'mierde' für frz. 'merde' (Scheiße).
61) Olson, Gerhardt, a.a.O., Seite 215.
62) Ezra Pound, The Cantos, a.a.O., Seite 425.
63) Vgl. Charles Olson & Ezra Pound: An Encounter at St. Elizabeths. Ed. by Catherine Seelye, New York 1975.
64) Olson, Gerhardt, a.a.O., Seite 218.
65) »Odysseus / the name of my family.« So spricht Pound in seinem eben zitierten Pi_san Canto LX_XIV. A.a.O.»
66) Olson, Gerhardt, a.a.O.
67) Ebda.
68) Gerhardt, Brief, a.a.O., Seite 30.
69) Schon in seiner ersten Reaktion in dem bereits zitierten Brief an Robert Creeley zeigt sich, daß Olson seine 'Antwort' auch als Hilfestellung verstanden wissen will, die er allerdings nur in seiner eigenen Sprache leisten kann, nicht in einem aufgezwungen 'internationalen geschwätz': »I have spilled the mind. And if you will let me have back all that you can see and know, it will help to square me away toward Gerhardt again. I am bewildered. If it all took place in my own language, I would know what to do. As it is, I do not wish to crawl all over him, in return. In fact, if it is as vital as I now read it, what i should most like to do is write back a verse to him, an ANSWER TO GERHARDT. But if so, I shall have to do it without international gossip - and inside my own language and particulars, not believing that any of us can pass over to such critique of another man as he offers, when that other man works in a tongue he, the critic, is not native to.« Olson/Creeley, a.a.O., Seite 94.»
70) Olson, Gerhardt, a.a.O., Seite 216.
71) A.a.O., Seite 217.
72) Michel Onfray schreibt über die Symbolik des Stocks (= Wanderstab) in der Antike: »Der Stock ist das Mittel, für Distanz zu sorgen und sich zu isolieren, die Bedingung der Möglichkeit wahrer Autonomie.« In: Der Philosoph als Hund. Vom Ursprung subversiven Denkens bei den Kynikern, Frankfurt/Main 1991, Seite 49.»
73) Olson / Gerhardt, a.a.O.
74) A.a.O., Seite 219.
75) A.a.O., Seite 220.
76) Robert von Hallberg: Charles Olson. The Scholar's Art, Cambridge. Mass. 1978, Seite 104.
77) Klaus Reichert in: Charles Olson: Gedichte, Frankfurt/M 1965, Seite 125.
78) Olson, Gerhardt, a.a.O., Seite 222.
79) Ebda.
80) Olson/Creeley, a.a.O., Seite 148.
81) In George F. Buttericks A Guide to the Maximus Poems of Charles Olson, Berkeley. Cal. 1978 sind im Abbildungsteil zwei Seiten aus der Sammlung Älteste deutsche Dichtungen mit zahlreichen handschriftlichen Notizen Olsons zu sehen. Das Gedicht Hotel Steinplatz, Berlin, December 25 (1966) aus dem dritten Teil der Maximus-Poems legt Zeugnis ab von Olsons Beschäftigung mit der germanischen Mythologie.
82) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 9, Santa Rosa. Cal. 1990, Seite 223-224.
83) Es ist hier ausschließlich von 'Amerika' die Rede, nicht von den USA. Der erste Begriff läßt auch bei einem Europäer ganz andere Assoziationen aufkommen als der zweite, mehr politische gemeinte. Amerika ist der Raum, die USA ist ein politisches Gebilde.
84) Paul Christensen: Charles Olson. Call Him Ishmael, Austin / London 1979, Seite 109.
85) Olson/Creeley, Correspondence, Vol.8, Santa Rosa. Cal. 1987, Seite 140.
86) Ebda.
87) Salzinger, Der Fall Gerhardt, a.a.O., Seite 38.
88) Olson/Creeley, Correspondence, VoI. 1, Santa Barbara. Cal. 1980, Seite 19.
89) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 2, a.a.O., Seite 118.
90) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 3, Santa Barbara. Cal. 1981, Seite 153.
91) A.a.O., Seite 155.
92) Vgl. Kapitel 5.1
93) A.a.O., Seite 163.
94) A.a.O., Seite 169.
95) Trotz der Hilfe erfahrener Übersetzer ist Olson nicht zufrieden mit deren Arbeit. Sie sind offentsichtlich nicht in der Lage, Gerhardts 'Ton' zu treffen: »...but, all these Deutschers [sic] here are unaware of the usage G gives his tongue, and I'm sure there are holes, holes, holes« Und er wünscht sich eine Übersetzung, die Cree_ley und Gerhardt gemeinsam anfertigen; und er möchte gern der Dritte im Bunde sein: »And ought to be something, wish I was there, to work it out!« A.a.O., Seite 109-110.»
96) Mary Novik: Robert Creeley. An Inventory, 1945-1970, Montreal 1973, Seite 23.
97) Vgl. Creeleys Brief vom 3.1.1951.
98) Die deutsche Ausgabe erschien erst 1979 in der Übersetzung Klaus Reicherts im Münchner Carl Hanser Verlag.
99) Vgl. o.a. Brief.
100) Ebda.
101) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 7, Santa Rosa. Cal. 1987, Seite 89.
102) Rainer M. Gerhardt an Arno Schmidt (18.12.1950), Typoskript, Arno Schmidt Stiftung, Bargfeld.
103) Zeitweilig war Cy Twombly, der sich zu dieser Zeit im Black Mountain College aufhielt, für diese Aufgabe vorgesehen. - Vgl. Olsons Brief vom 20. 8. 1951, a.a.O., Seite 112.
104) Olson/Creeley, a.a.O., Seite 112-113.
105) Vgl. Gerhardts Brief an Olson vom 8. 1. 1952 im Anhang zitiert.
106) A.a.O., Seite 51.
107) Vgl. Verlagsprospekt im Anschluß an Kapitel 3.5.
108) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 4, Santa Barbara. Cal. 1982, Seite 27.
109) Vgl. Kapitel 4.1.
110) A.a.O., Seite 54.
111) Der vierte Band des Briefwechsels, der wichtige Briefe Gerhardts in der Übersetzung Creeleys zugänglich macht, enthält nach der Seite 68 ein zweiseitiges Faksimile eines Briefes von Rainer M. Gerhardt (14.11.1950) an Charles Olson. Er bezeugt die Übereinstimmung in den Vorstellungen von literarischer Arbeit, die Gerhardt bei sich und Olson zu erkennen glaubt und schließt mit den Worten: »Aber auf alle fälle: Sie gehören zu uns.«
112) A.a.O., Seite 111.
113) A.a.O., Seite 248.
114) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 9, Santa Rosa. Cal. 1990, Seite 17. - Wie ernst Olson seine Rolle als Lehrer nimmt, vermag sein To Gerhardt, There, ... (vgl. Kapitel 5.2) zeigen.
115) A.a.O., Seite 18.
116) Vgl. seinen Brief vom 31. 1. 1952.
117) Olson/Creeley, a.a.O., Seite 222.
118) A.a.O., Seite 93.
119) Ebda.
120) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 6, Santa Barbara. Cal. 1985, Seite 113.
121) Olson/Creeley, Correspondence, Vol. 8, Santa Rosa 1987, Seite 19.
122) Ebda.
123) A.a.O., Seite 20.
124) A.a.O., Seite 173. Über die Presse schreibt Creeley an Olson am 24.3.1951: »The press: the idea is to get hold of one, which R/ can, a very fine one, for $ 250, then to start printing small editions, the first of which will be a collective 'magazine', i.e., Fr/, Ger/, Ital/, & Am/!Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.
125) Ebda.
126) Wesentliche Aussagen dieses Briefes wurden bereits im ersten Kapitel dieser Arbeit zitiert.
127) A.a.O., Seite 197.
128) A.a.O., Seite 198.
129) Robert Creeley: For Rainer Gerhardt, in: Gedichte, Salzburg 1988, Seite 12.
130) Anmerkung von George F. Butterick in: Olson, Poems, a.a.O., Seite 656: »Written ca. 24 August 1954. Published in Origin no. 16 (Summer 1955); reprinted in The Distances, the text used here. (...) Read at Buffalo, 4 October 1963 (recorded in Poetry Collection, SUNY Buffalo).«
131) Walter Höllerer: Über junge amerikanische Lyrik, in: Walter Höllerer / Gregory Corso: Junge Amerikanische Lyrik, München 1961, Seite 257.
132) Walter Höllerer (Hrsg.): Ein Gedicht und sein Autor. Lyrik und Essay, Berlin 1967. - Zu Charles Olson vgl. die Seiten 175-211.
133) Charles Olson: The Death of Europe (a funeral poem for Rainer M. Gerhardt), in: Olson, Poems, a.a.O., Seite 309.
134) Ebda.
135) Ebda.
136) Vgl. Rainer M. Gerhardt: der tod des hamlet, Freiburg 1950, Seite 10 ff.
137) Olson, Europe, a.a.O., Seite 311.
138) A.a.O., Seite 311-312.
139) Charles Olson: The Maximus Poems, Berkeley etc. 1983, Seite 635.
140) Olson, Europe, a.a.O., Seite 312.
141) Ebda.
142) Ebda.
143) A.a.O., Seite 312-313.
144) Charles Olson an Rainer M. Gerhardt, 15.1.1951, in: Hyner / Salzinger, Leben..., a.a.O., Seite 73.
145) Olson, Europe, a.a.O., Seite 313.
146) Ebda.
147) A.a.O., Seite 314.
148) Gerhardt, Brief, a.a.O., Seite 30.
149) Olson, Europe, a.a.O., Seite 315-316.