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Federico García Lorca
 

Von allen Lebewesen, denen ich begegnet bin, steht Federico für mich am höchsten. Ich spreche nicht von seinen Stücken und seinen Gedichten, ich spreche von ihm. Er selbst war das Meisterwerk. Es fällt mir schwer, mir jemanden vorzustellen, der ihm vergleichbar wäre. Ob er sich ans Klavier setzte, um Chopin zu imitieren, ob er eine Pantomime improvisierte oder eine kurze Theaterszene, er war immer unwiderstehlich. Was er auch vorlas, immer kam Schönheit über seine Lippen. Er besaß Leidenschaft, Lebenslust, Jugend. Er war wie eine Flamme.
     Als ich ihn in der Residenz zum erstenmal begegnete, war ich ein ziemlich ungeschlachter Provinzathlet. Durch die Kraft unserer Freundschaft hat er mich verwandelt, hat mich eine andere Welt kennengelehrt. Ich verdanke ihm viel mehr, als ich ausdrücken kann.
     Seine sterblichen Überreste sind nie gefunden worden. Über seinen Tod hat es alle möglichen Legenden gegeben, und Dalí hat gemeinerweise sogar von einem homosexuellen Verbrechen geredet, was völlig absurd ist. In Wahrheit starb Federico, weil er ein Dichter war. Damals hörte man von der anderen Seite den Schrei: „Tod der Intelligenz!"
(...)
     Federico hatte große Angst vor dem Leiden und vor dem Tod. Ich kann mir vorstellen, was er empfunden haben muß — mitten in der Nacht, auf einem Lastwagen, der ihn zu dem Olivenhain fuhr, wo man ihn niedergemacht hat.
     Der Gedanke daran läßt mich nicht los.

(Luis Buñuel: Mein letzter Seufzer, Seite 148-149)